Geflügel-Stallbauoffensive zeigte Wirkung
Geflügelfleisch ist bei den Konsumenten im Trend. Wachstumsmotor der Branche ist das Masthendl, das von den österreichischen Landwirten ausschließlich in AMA-Gütesiegel-Qualität und GVO-frei produziert wird. Deswegen fordern diese, dass Schlupflöcher für den Import von Geflügelfleisch – wie der kürzlich bekannt gewordene Fall eines ukrainischen Erzeugers – geschlossen werden. Die heimischen Hühnermäster dürfen nicht weiter dem unlauteren Wettbewerb ausgesetzt werden, betont die Landwirtschaftskammer Oberösterreich.
Die Interessenvertretung findet es bedenklich, dass mit EU-Geldern ausländische Großproduzenten unterstützt werden, die in der Folge Billighühnerfleisch in die EU liefern und somit die heimischen Bauern wirtschaftlich schädigen. „Der steigende Import aus der Ukraine, aber auch aus anderen Drittstaaten, hat zu einem massiven Preisdruck in Europa geführt, der sich auch in Österreich bemerkbar macht“, betont LK-Präsident Franz Reisecker. Er verweist darauf, dass in Drittstaaten nicht die strengen Tierhaltungsstandards wie in Österreich gelten und dort oftmals auch Medikamente zum Einsatz kommen, die in der EU nicht mehr zugelassen sind.
Der Österreicher isst pro Jahr im Schnitt 9,1 kg Hühnerfleisch. 82% des Bedarfs decken die heimischen Landwirte. Durch höheren Verbrauch, steigende Bevölkerungszahlen und eine gleichzeitig rückläufige Erzeugung sank die Inlandsversorgung seit dem EU-Beitritt von 90 auf 79% (2016).
Um die rückläufige Inlandsproduktion zu stoppen, initiierten die LK und die Erzeugergemeinschaft Geflügelmastgenossenschaft Österreich (GGÖ) eine Stallbauoffensive, im Rahmen derer gemeinsam mit Bauern maßgeschneiderte Projekte entwickelt wurden. So entstanden in den letzten Jahren in Ober- und Niederösterreich auf 42 Betrieben rund 1,4 Mio. Mastplätze. Einige befinden sich noch in Planung oder Bau. Nach Abschluss dieser Offensive im kommenden Jahr werden in Österreich etwa 12,5 Mio. Masthühner gehalten werden. Der aktuelle Bedarf der Schlachtbetriebe ist damit gedeckt, sodass diese in nächster Zeit keine neuen Mastverträge vergeben werden.
Besonders stolz ist die Branche auf die Weiterentwicklung in der Hühnermast. Alle Neubauten haben Tageslicht, mehr als 90% über einen Außenklimabereich. Die Fläche in diesem „Wintergarten“ macht etwa ein Viertel der Stallfläche aus. Durch diese hohen Produktionsstandards gelang es, die Exportmengen besonders nach Deutschland deutlich zu steigern.
Trotz des AMA-Gütesiegels wird es für die Verbraucher immer schwieriger, anhand der Verpackung österreichisches Geflügelfleisch von importiertem zu unterscheiden, da sich diese immer ähnlicher werden. Hier braucht es eine eindeutige Kennzeichnung, die dem Konsumenten die Wahlmöglichkeit bietet. „Unser Vorschlag an die Geflügelschlachthöfe und den LEH ist, das AMA-Gütezeichen deutlich größer als bisher auf heimischen Geflügelverpackungen zu platzieren. Den Konsumenten soll es einfach und schnell möglich sein, in einer mit verschieden Produkten aus dem In- und Ausland gefüllten Vitrine das heimische Geflügel zu erkennen“, so Reisecker.
Bund und Länder ruft er dazu auf, überall dort, wo sie selbst direkten Einfluss auf den Einkauf in den Küchen geltend machen können, wie etwa in Spitälern, Schulen, Unis, Seniorenheimen usw., Vorbild zu sein und Haltungsbedingungen sowie Qualität als wesentliche Kriterien der Ausschreibung zu fixieren. „Diese sollten so erfolgen, dass nur Produkte von Lieferfirmen angeboten werden dürfen, welche den österreichischen Tierschutzstandards entsprechen. Am einfachsten wäre dies zu erreichen, wenn die Vorgaben des AMA-Gütesiegels als Kriterium aufgenommen würden“, erläutert der LK-Präsident.
Während die neue Frischfleischkennzeichnung der EU das Herkunftsland klar ersichtlich macht, endet diese Transparenz bei Fertigspeisen und beim Außer-Haus-Verzehr. „Um die hohen heimischen Tierhaltungsstandards und somit auch die Existenz der Geflügelbranche abzusichern, fordere ich, dafür gesetzlich Sorge zu tragen, dass auch in der Gastronomie sowie in Gemeinschaftsverpflegungen die Fleischherkunft nach Schweizer Vorbild klar gekennzeichnet wird“, betont Reisecker.
Diesen Forderungen schließt sich der GGÖ an und nimmt dabei auch die NGOs in die Pflicht: „Diese könnten sich dafür einsetzen, dass der Import von Fleisch mit niedrigeren Standards nicht mehr ohne Zölle erfolgen kann. Was für Autos aus Asien gilt, sollte für Lebensmittel allemal gelten. Es gibt für alle angesprochenen Organisationen viele Möglichkeiten, sich an der Arbeit zur positiven Weiterentwicklung unserer nachhaltig erzeugten Lebensmittel zu beteiligen. Die sehr hohen heimischen Standards fordern jetzt auch ein klares Bekenntnis zu dieser teureren Produktion. Hohe Kriterien medienwirksam einfordern und die Regale mit Billiggeflügel aus dem Ausland füllen, kann nicht als tauglicher Weg in die Zukunft gewertet werden“, meint Markus Lukas, der Obmann der GGÖ Geflügelmastgenossenschaft eGen aus Mureck.
So haben österreichische Masthühner unter anderem mehr Platz zur Verfügung als EU-weit üblich, alle Mäster in der Vertragsproduktion erzeugen nach AMA-Güte- und Herkunftsrichtlinien mit zusätzlichen Auflagen und sie füttern ausschließlich GVO-frei. Schließlich werden in der Mast auch männliche Küken mit aufgezogen und vermarktet. Ferner ist die Mitgliedschaft im Tiergesundheitsdienst (TGD) selbstverständlich. Die TGD-Datenbank bestätigt eindeutig, dass der Antibiotikaeinsatz in der Hendlmast seit 2011 um 56% gesenkt wurde.
In Österreich ist der bäuerliche Familienbetrieb fest im Leitbild der nachhaltigen Landwirtschaft verankert. Mit durchschnittlich 30.000 Masthendln pro Hof werden hierzulande viel weniger Tiere gehalten als in den meisten anderen Ländern. Industriebetriebe in Osteuropa haben über mehrere Millionen Mastplätze. In Österreich stehen Bäuerin oder Bauer auch noch selbst im Stall. Diese intensive Betreuung der Tiere ist ein wichtiger Vorteil der heimischen Hühnerhaltung.