In Deutschland neigt sich die diesjährige Getreide- und Rapsernte dem Ende zu. Während die Durchschnittserträge etwas höher sind als im Vorjahr, gibt es eine teilweise große Heterogenität bei den Qualitäten, die aber insgesamt passen, teilt der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) mit, der die diesjährige Getreideernte in dem Land mit knapp 42,9 Mio. t deutlich unter dem Vorjahresergebnis von 44,3 Mio. t sieht. Grund dafür ist eine spürbar geringere Anbaufläche (-4,9 %), die das Statistische Bundesamt jüngst noch einmal nach unten korrigiert hatte. Das betrifft vornehmlich den Winterweizen, dessen Anbaufläche nun knapp 10% unter dem Vorjahreswert liegen soll. „Diese Entwicklung hat große Auswirkungen auf das Gesamtergebnis, wo doch der Winterweizen knapp die Hälfte der deutschen Getreideernte ausmacht“, erläutert DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler.Von dem enttäuschenden Ergebnis des Dürrejahres 2018 ist Deutschland aber noch weit entfernt. Damals betrug die Getreideernte nur 37,9 Mio. t. Um deutlich steigende Gebäck- oder Brotpreise, aufgrund der unterdurchschnittlichen Ernte, brauchen sich die Konsumenten allerdings keine Sorgen zu machen. „Die Rohstoffkosten pro Brot oder Gebäck liegen nur im niedrigen einstelligen Cent-Bereich“, so Seedler.
Von der deutschen Getreideernte verbleibt im Mittel der Jahre rund ein Drittel vornehmlich als Futtermittel auf den Höfen der Landwirte. Von den restlichen Mengen wird zirka die Hälfte von rund 360 genossenschaftlichen Unternehmen erfasst, gelagert und vermarktet. „Dies sind im Mittel der Jahre rund 15 Mio. t“, erläutert der DRV-Marktexperte. Wichtige Abnehmer seien die deutschen Mehl- und Futtermühlen sowie der Export in andere EU-Länder und Drittstaaten. Außerdem werden kleinere Mengen für Bioethanol und Biogas genutzt.
„In diesem Getreidewirtschaftsjahr stehen die Genossenschaften vor der Herausforderung, eine insgesamt niedrige deutsche und europäische Getreideernte in einem gut versorgten globalen Umfeld zu vermarkten. Weltweit wird derzeit mit gut 2,2 Mrd. t die höchste jemals erzielte Getreideernte erwartet. Insbesondere die Schwarzmeerregion und Australien werden mit deutlich höheren Ernten als in den Vorjahren als starke Wettbewerber am Exportmarkt auftreten“, verdeutlicht Seedler.