„Fichte unter 600 Meter nicht mehr bestandsbildend“
Hitze und Dürre führten vor allem in den Trockengebieten des Mühlviertels und im Zentralraum zu massivem Borkenkäferbefall bei Fichten und dem Vertrocknen von frisch ausgepflanzten Forstkulturen. „Insbesondere Aufforstungen auf großen, sonnenexponierten Kahlflächen, welche durch vorjährigen Borkenkäferbefall entstanden sind, haben unter der Trockenheit gelitten. Die Schäden reichen vom Absterben einzelner Bäume bis hin zum Ausfall der gesamten Kultur“, berichtete der Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Franz Reisecker. Vorsichtige Schätzungen gehen von mehr als 1 Mio. Festmeter Borkenkäferschadholz aus. Das entspricht rund der Hälfte der Nadelholzernte eines durchschnittlichen Jahres und stellt eine deutliche Steigerung gegenüber dem Jahr 2017 dar.
Bereits im April und Mai seien die ersten größeren, durch Borkenkäfer verursachten Schadholzmengen angefallen, obwohl zu diesem Zeitpunkt das Holz aus den regulären Winterschlägerungen noch nicht vermarktet war. „Die Sägewerke waren und sind somit bestens versorgt. Die Geschwindigkeit, mit der die Waldbesitzer das Borkenkäfer-Kalamitätsholz aufarbeiteten, war weit höher als die Aufnahmemöglichkeiten der Sägeindustrie. An der Waldstraße bereitgestelltes Holz konnte nicht abgefahren werden und verlor neben den Qualitätseinbußen durch den Borkenkäfer zusätzlich durch Befall mit dem Bläuepilz an Wert“, so Reisecker.
Die hohen Rundholzlager der Sägewerke, kombiniert mit dem angefallenen Schadholz, haben im Sommer zu deutlichen Preisreduktionen für Nadelsägerundholz geführt. Für Käferholz werden aktuell nur mehr zwischen 45 und 55 Euro/fm, für frisches Holz rund 78 bis 82 Euro/fm bezahlt, während die Erntekosten bis zu 30 Euro/fm betragen. „Das bedeutet im Vergleich zum Beginn des heurigen Jahres einen Rückgang des Preisniveaus beim gesunden Frischholz um durchschnittlich 10 Euro/fm. Der Schaden für die oberösterreichischen Waldbesitzer geht somit in die Millionen“, so Reisecker.
In den tiefer gelegenen Waldgebieten werde die flachwurzelnde Fichte wegen Wassermangels deutlich an Verbreitung verlieren. Experten gehen davon aus, dass diese Baumart unter 600 Metern Seehöhe bald nicht mehr bestandsbildend vorkommen wird. In Österreich befinden sich rund 15% des Fichtenvorkommens unter 600 Meter. Daher gibt es laut Erhebungen von Forstexperten rund 110 Mio. fm an Fichtenholzvorrat, die dem Klimawandel zum Opfer fallen werden. Beschleunigt wird der Rückgang dadurch, dass die unter der Rinde von Fichten fressenden Borkenkäfer umso besser gedeihen, je wärmer es ist.
Bei den Waldbesitzern findet aufgrund des Anbaurisikos der Fichte bereits seit den letzten zwei Jahrzehnten ein Umdenken statt – weg von standortwidrigen Fichtenreinbeständen und hin zu mehr Vielfalt. Dabei bedienen sie sich jener Baumarten, welche für das künftige Klima des Standorts möglichst gut geeignet sind. Das sind insbesondere Eiche, Lärche, Tanne und Douglasie.