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Oberösterreich will Eiweißlücke verkleinern

Eiweißfutter ist für die Erzeugung tierischer Lebensmittel wesentlich. In Österreich stammen zirka 85% des eingesetzten Eiweißes aus heimischen Quellen wie Feldfutter, Grünland, Getreide, Silomais beziehungsweise anderen Eiweißträgern wie Rapskuchen oder ActiProt. Gemäß der österreichischen Eiweißbilanz werden 225.000 t Reineiweiß nach Österreich importiert, dies entspricht 15% des in der Fütterung eingesetzten Eiweißes. Dennoch werden so zirka 500.000 t Soja jährlich importiert. Etwa 75% davon sind als GV-Ware und 2% als gentechnikfrei deklariert. Die gentechnisch veränderten Sojabohnen werden in erster Linie zur Deckung des Futtermittelbedarfs eingesetzt. Um diese Eiweißlücke zu schließen sind sowohl auf Bundesebene als auch in Oberösterreich Verbesserungen der heimischen Eiweißversorgung bereits lange ein zentrales Anliegen der Agrarpolitik.

Die Sojabohne ist mit 60% weltweit die bedeutendste Ölsaat. Der Konsum von Sojaöl aber auch -schrot – dem wichtigsten Eiweißfuttermittel der Welt – steigt kontinuierlich. Auch aufgrund des weltweit steigenden Fleisch- und Eierkonsums hat sich die Produktion von Eiweißfuttermitteln, im Speziellen von Soja seit 1995 verdoppelt. Rund 70% der in der EU benötigten Eiweißfuttermittel werden importiert, bei Sojaschrot sind es sogar 97%. In Österreich wies Statistik Austria 2014 für Sojaschrot Gesamtimporte von 480.000 t, aber auch Exporte von 110.000 t (rund 370.000 t Nettoimport) aus. 83% dieser Einfuhren kommen aus anderen EU-Mitgliedstaaten wie Deutschland, Italien und den Niederlanden. Allerdings resultieren diese EU-Sojaschrotimporte ursächlich aus Übersee-Einfuhren in die EU. Für Sojabohnen wies die Statistik Importe von 100.000 t und Exporte von 33.000 t (rund 70.000 t Nettoimport) aus. Daraus ist jedoch nicht ersichtlich, welche Mengen davon in der Lebens- beziehungsweise Futtermittelwirtschaft verwendet werden.

„Uns sind die Problematiken rund um die Importe von Eiweißfuttermitteln, vor allem bezüglich der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit des Sojaimports bewusst. Daraus resultiert die Forcierung des heimischen Anbaus von Eiweißfuttermitteln“, betonte Oberösterreichs Agrarlandesrat Max Hiegelsberger bei einer Pressekonferenz.

Österreich ist mit nur 2% der Fläche derzeit der viertgrößte EU-Sojaproduzent. Ein höherer Selbstversorgungsgrad ist aufgrund der begrenzten Flächen nur teilweise umsetzbar. Für 2017 wird eine Anbaufläche von bis zu 60.000 ha erwartet – das Potenzial wird auf rund 70.000 ha geschätzt. Auch die Menge an heimischen Eiweißfuttermitteln aus Nebenprodukten der industriellen Bioethanol- und Zitronensäure-Herstellung heimischer Ackerkulturen bleibt annähernd konstant. Österreich strebt mit seiner Sojastrategie zum einen die Verringerung der GV-Importe bei gleichzeitiger Ausweitung der heimischen Anbaufläche an. Ferner wird eine Forschungs- und Beratungsoffensive zur vermehrten Kultivierung von hochwertigen Eiweißpflanzen sowie der Einsatz von Vollsojabohnen in der Fütterung vorangetrieben. Auch die Nutzung eiweißreicher Nebenprodukte der Biotreibstofferzeugung als hochwertiges Eiweißfuttermittel wird forciert.

Oberösterreich ist bei der Rind- und Schweinehaltung sowie der Milcherzeugung das produktionsstärkste Bundesland mit dem größten Marktanteil. Aufgrund der Tierhaltungszahlen ist davon auszugehen, dass etwa 35 bis 40% des österreichischen Eiweißbedarfes auf dieses Bundesland entfallen. Daher werden auch auf Landesebene Maßnahmen zur Verbesserung der Eiweißversorgung gesetzt. Für heuer wird die Anbaufläche auf 14.000 bis 15.000 ha erwartet – das Potenzial liegt bei 17.000 ha. Zudem wurden in den vergangenen fünf Jahren mehr als 140.000 Euro in die Erforschung sowie Entwicklung von regionalen Neuzüchtungen von Eiweißpflanzen und deren Alternativen investiert. Weiters wurde die Initiative „Donau-Soja“ durch eine Anstoßförderung, Jahresbeiträge und Forschungspreise gefördert. Zudem entwickelte die Saatzucht Donau in den Jahren 2010 bis 2012 und 2014 – vom Land maßgeblich mitfinanziert – GVO-freies Saatgut für Österreich und den Donauraum. Zusätzlich hat die „Machbarkeitsstudie zur Ausweitung des Sojaanbaus in Oberösterreich und der Verarbeitungsmöglichkeiten“ bewirkt, dass mittlerweile sowohl in der Hühnerfütterung, bei der Milcherzeugung als auch in der Rindermast auf freiwilliger Basis zu 100% gentechnikfrei gefüttert wird. „Auch in der Produktion von Schweinefleisch sind unsere Unternehmen Vorreiter“, betont Hiegelsberger.

„Die Entscheidung über den Einsatz heimischer Eiweißfuttermittel obliegt den Bauern. Dies muss jedoch auf freiwilliger Basis erfolgen. Wir müssen bedenken, dass dies nur bei einem fairen Preis, der die Mehrkosten des Betriebs abdeckt, umgesetzt werden kann. Die Existenz unserer Betriebe muss gesichert bleiben, die Produktion muss sich wettbewerbsfähig gestalten. Dazu brauchen wir ein klares Bekenntnis des Handels und langfristige Partnerschaften“, so der Landesrat.