EU vertagte Abstimmung über Neonicotinoide
Über die Ausweitung des Verbots von Neonicotinoiden sollen die EU-Mitgliedstaaten erst im kommenden Jahr abstimmen. Im zuständigen EU-Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel (PAFF) wurde in Brüssel nur debattiert. Die meisten EU-Mitgliedstaaten wollen über die Neonicotinoide erst abstimmen, nachdem die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) ihr Gutachten zur Bienengefahr der Insektizide aktualisiert hat. Das hat die EFSA für den kommenden Februar angekündigt. Die EU-Kommission will die Anwendung der als bienengefährlich eingestuften Wirkstoffe für alle Kulturen im Freiland untersagen. Von einem solchen Totalverbot wären vor allem Rübensaatgut und Pflanzkartoffeln betroffen. Bisher sind etwa Raps- und Maisbeizen verboten.
Abgestimmt haben die nationalen Experten im PAFF-Ausschuss dagegen über die endokrinen Disruptoren. Die EU-Mitgliedstaaten stimmten den Kriterien für die Identifizierung von endokrinen Disruptoren im Rahmen der Pflanzenschutzmittel-Gesetzgebung zu, die denen der Weltgesundheitsorganisation folgen. Nach der Verabschiedung durch EU-Parlament und Rat können dann alle in Pflanzenschutzmitteln verwendeten Wirkstoffe, die als Umwelthormone für Mensch oder Tier eingestuft werden, einer Prüfung unterzogen und vom Markt genommen werden, erklärte Andriukaitis.
Endokrine Disruptoren sind – sowohl natürlich vorkommende als auch chemische – Stoffe, die die Funktion des Hormonsystems stören und dadurch schädigende Wirkung bei Menschen oder Tieren hervorrufen können. Erst vor relativ kurzer Zeit hat man begonnen, die Toxizität chemischer Stoffe unter dem Gesichtspunkt solcher hormonell schädigenden Wirkungen zu betrachten, was hilft zu verstehen, wie bestimmte schädliche Wirkungen entstehen. Das EU-Rechtssystem ist weltweit das erste, in dem wissenschaftliche Kriterien über endokrine Disruptoren rechtlich verankert werden, betonte die EU-Kommission.
In der PAFF-Sitzung wurde auch die Streichung einer Ausnahmegenehmigung für insektizide Wachstumsregulatoren vereinbart, nachdem das Europaparlament dies gefordert hatte. Weitere Verbote sind vor allem für Getreidefungizide zu befürchten. Wieviel Pflanzenschutzmittel letztendlich betroffen sind, hängt allerdings von der Umsetzung der neuen Definition für endokrine Disruptoren ab.