EU verspricht Eiweißstrategie bis Jahreswechsel
Die EU-Kommission hat die Mitgliedstaaten im Rahmen des jüngsten Agrarministerrats im Februar darüber informiert, dass sie die Vorbereitung eines Berichts über einen Eiweißplan für Europa plant, der voraussichtlich Ende 2018 veröffentlicht werden soll. Dazu führt sie derzeit eine Stakeholder-Umfrage durch, bei der aktuelle Initiativen, Forschungsprojekte sowie nationale Maßnahmen zur Erhöhung der Proteinversorgung erhoben werden. Darauf soll eine Marktstudie aufbauen, die den Bedarf an Pflanzenprotein in den verschiedenen Marktsegmenten erheben wird. Parallel dazu ist geplant, in bilateralen Treffen die Situation innerhalb der Mitgliedstaaten zu diskutieren.
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sieht eine Reihe von Maßnahmen vor, um die Eiweißpflanzenerzeugung in der EU zu forcieren (z. B. freiwillig gekoppelte Beihilfen, Ökologische Vorrangflächen und Kulturdiversifizierung, weiters Agrarumweltmaßnahmen und EIP-Programme). Diese Maßnahmen haben die Erzeugung verschiedener Eiweißpflanzen in den vergangenen Jahren angekurbelt, dennoch besteht immer noch ein signifikantes Eiweißdefizit in der EU.
Insbesondere die Selbstversorgung mit Sojabohnen und daraus gewonnenen Schroten ist gering. Im Wirtschaftsjahr 2017/2018 wurden 2,8 Mio. t Sojabohnen in der EU geerntet. Es wären jedoch 45 Mio. t notwendig, um den Verbrauch an 29,5 Mio. t Sojaschrot in der Fütterung zu decken. Das ergibt einen extrem geringen Selbstversorgungsgrad von lediglich 5% bei Sojaschroten, obwohl ein Drittel des Proteinbedarfs in der Fütterung auf diesem Rohstoff basiert.
„Die von Österreich aus begonnene Donau-Soja-Initiative kann als Vorzeigeprojekt zur Erhöhung der Sojaerzeugung in Europa angeführt werden. Daher ist es auch kein Zufall, dass die Alpenrepublik heute der fünftgrößte Sojaproduzent aller 28 EU-Staaten ist“, teilt die Agrarmarkt Austria (AMA) mit.
Als weitere bedeutende Proteinquellen können der bei der Rapsölpressung anfallende Rapsschrot und das bei der Bioethanol-Herstellung produzierte DDGS („Distiller’s Dried Grains with Solubles“) angeführt werden. „Bei beiden Produkten ist die Proteinqualität zwar geringer als bei Soja, jedoch weisen sie einen hohen EU-Selbstversorgungsgrad von 79% beziehungsweise 82% auf“, stellen die AMA-Experten fest. Damit einher geht die Gentechnikfreiheit dieser in Europa produzierten Schrote. GVO-freie Proteinfuttermittel gewinnen nicht nur in Österreich an Bedeutung. Zudem sprechen EU-Produktionsüberschüsse von Getreide, insbesondere von Weizen, für die Verarbeitung im Bereich Bioethanol, um einerseits den Getreidemarkt zu entlasten und andererseits CO2-Emmissionen zu verhindern sowie die Energieautarkie zu fördern. Kritisch werden in diesem Zusammenhang die Mercosur-Verhandlungen gesehen. Agrarexperten warnen davor, dem lateinamerikanischen Handelsblock zu große Zugeständnisse beim EU-Import von Ethanol zu machen. Das würde sich sonst negativ auf die Eiweiß-Selbstversorgung auswirken, wird betont.