Eßl will „wolfsfreien Alpenraum“
Salzburgs Landwirtschaftskammerpräsident Franz Eßl begrüßt den Koalitionsvertrag der künftigen deutschen Bundesregierung, enthält dieser doch das Bekenntnis zur „Erhaltung der Weidetierhaltung aus ökologischen, kulturellen und sozialen Gründen“. Ferner ist darin festgeschrieben, dass die EU-Kommission aufgefordert werden soll, den aktuell sehr strengen Schutzstatus des Wolfes in ihrem Gebiet überprüfen zu lassen, mit dem Ziel einer Bestandesreduktion. Damit erhält Eßl bei seiner Forderung nach einem wolfsfreien Alpenraum Unterstützung aus dem Nachbarland.
Der LK-Präsident hat bereits bei der internationalen Bergbauernkonferenz 2017 in St. Johann mit dem damaligen deutschen Bundesminister Christian Schmid über die Notwendigkeit eines ordentlichen Wolfsmanagements gesprochen. „Der Wolf stellt für die Landwirtschaft im Alpenraum ein Problem dar. Unsere traditionelle Berglandwirtschaft ist nicht möglich, wenn sich der große Beutegreifer bei uns etabliert“, betont Eßl.
Eine Lösung sieht er nur in der Änderung der europaweiten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH), die dem Wolf einen sehr hohen Schutzstatus zuweist. „Die jüngsten Erfahrungen haben nicht nur in Deutschland deutlich gezeigt, dass eine Weidetierhaltung mit diesem großen Beutegreifer in der Praxis nicht möglich ist. Die von den Bauern mit großem Aufwand gepflegte Kulturlandschaft wäre durch eine Ausbreitung des Wolfes in Österreich massiv gefährdet. Wir brauchen also ein echtes Wolfsmanagement, das auch Entnahmen möglich macht.“
Eßl verweist auf die schwerwiegenden Auswirkungen eines Wolfes auf Futtersuche für die heimische Landwirtschaft. „Die Gefahr liegt darin, dass dieser natürlich Weidetiere reißt, die verängstigten Herden aber auch auseinandertreibt, sich die Tiere auf der Flucht oft verletzen oder in Panik abstürzen. Außerdem reißt der Wolf auch gesunde Tiere und ein mehrfaches dessen, was er zur Nahrungsaufnahme benötigt.“ In den vergangenen Jahren gab es in Salzburg einige Fälle, in denen mehrere Tiere gerissen und auch verloren gegangen sind. Bei einem Fall im Pinzgau wurden 120 Schafe auf eine Alm aufgetrieben, von denen am Ende des Sommers nur mehr die Hälfte auf den Hof zurückkehrten.
Auch europaweit betrachtet sei der Wolf keinesfalls gefährdet, betont der Präsident: „Es gibt viele Regionen, wo er einen Lebensraum hat. Bei uns gilt es zu entscheiden, ob wir den Wolf oder die traditionelle Landwirtschaft mit Alp- und Weidevieh wollen. Wenn sich Wölfe bei uns ansiedeln, gefährdet das die Beweidung der Almen und Bergweiden, somit die Kulturlandschaft, den Tourismus und überhaupt die Prägung unserer Heimat. Wenn wir den Zeitpunkt für ein ordentliches Wolfsmanagement übersehen, dann ist es vielleicht zu spät. Wir brauchen einen wolfsfreien Alpenraum und dazu muss auf EU-Ebene die FFH-Richtlinie soweit geändert werden, dass der strenge Schutz des Wolfes fällt“, fordert Eßl.