Direktvermarktung: Mehr Nachfrage als Angebot
Bei der Frage nach möglichen Entwicklungsstrategien für bäuerliche Betriebe spielen Nischen wie die Direktvermarktung eine immer größere Rolle. Konsumenten schätzen Spezialitäten aus besten, heimischen Rohstoffen und kaufen diese auch gerne direkt beim Bauern ein. Aktuell ist die Nachfrage nach von bäuerlichen Betrieben verkauften Lebensmitteln wesentlich höher als das Angebot. Die Direktvermarktung bietet also Chancen für bäuerliche Betriebe, die professionell genutzt gehören.
Eine aktuelle Landwirte-Befragung im Auftrag vom Agrar.Projekt.Verein und der Landwirtschaftskammer Österreich zeigt ein recht klares Bild der Direktvermarktung in Österreich: Demnach sind rund 27% der österreichischen Landwirte als Direktvermarkter aktiv, wobei für die Hälfte dieser Betriebszweig eine große Bedeutung hat (Intensiv-Direktvermarkter). Getragen von einer steigenden Nachfrage der Konsumenten setzt diese relativ kleine Gruppe von Intensiv-Direktvermarktern voll auf den Trend und ist damit in den letzten Jahren offensichtlich auch sehr erfolgreich. So werden immerhin rund 51% des Einkommens mit der direkten Vermarktung erwirtschaftet. Betriebe mit „ein bisschen Direktvermarktung“ werden hingegen immer weniger. Man kann also sagen: Es wird zunehmend „g’scheit oder gar nicht“ gemacht.
Die Hitliste der Produkte in der Direktvermarktung führen Fleisch und Fleischprodukte vor Milch und Milchprodukten, Wein, Eier sowie Obst/Obstprodukte an. Der „Ab-Hof-Verkauf“ ist mit Abstand der wichtigste Vertriebskanal für die direktvermarktenden Landwirte. In den letzten Jahren haben sich jedoch die Vertriebsformen Gastronomie, Lebensmittelhandel und Buschenschank mehr oder weniger verdoppelt. Besonders der deutliche Hinzugewinn beim Lebensmittelhandel und der Gastronomie unterstreicht die Professionalisierung in der Direktvermarktung. Ein weiterer Gewinner ist der Bauernmarkt.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht uninteressant: Direktvermarktung sichert zahlreiche Arbeitsplätze auf Österreichs Bauernhöfen. Konkret sind es rund 31.000 Vollzeit-Arbeitsplätze, die ohne dieser Vermarktungsform nicht existieren würden.
Alle Betriebe mit Direktvermarktung wurden nach deren Entwicklung in den letzten fünf Jahren gefragt. Die Ergebnisse zeigen einen grundsätzlich sehr positiven Verlauf und untermauern gleichzeitig das Bild von der „Professionalisierung“ und „Polarisierung“. Für 39% der Betriebe hat die Bedeutung der Direktvermarktung zugenommen (2010: 29%). Noch deutlicher werden die Ergebnisse, wenn man nur die Intensiv-Direktvermarkter betrachtet: 55% geben eine Zunahme der Bedeutung des Betriebszweiges an. Den wichtigsten Grund für die Steigerung sehen die Direktvermarkter in der höheren Nachfrage seitens der Konsumenten. Gründe für Rückgänge in dieser Vermarktungsform sehen viele in den zu hohen gesetzlichen Auflagen, mangelnder Rentabiliät und Zeitmangel.