Digitalisierung wird Zukunft der Landwirtschaft prägen
Der Einsatz digitaler Technologien greift mittlerweile in alle Bereiche des menschlichen Lebens ein und fasst zunehmend auch in der heimischen Land- und Forstwirtschaft Fuß. Welche Potenziale sich damit bieten, wie weit die Umsetzung bereits ist und wo es noch gilt, Herausforderungen zu bewältigen, zeigt der Bericht „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ auf, den die zuständige Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger präsentiert hat. „Dieser Bericht soll die Grundlage für unser künftiges Handeln sein. In den nächsten Jahren werden wir Handlungsempfehlungen daraus abarbeiten. Aus unserer Sicht soll die Digitalisierung der Landwirtschaft aber vor allem ein wesentliches Ziel haben: den Bäuerinnen und Bauern das Leben zu erleichtern“, sieht Köstinger in den intelligenten Technologien große Chancen nicht nur für die landwirtschaftlichen Betriebe selbst, sondern für die gesamte agrarische Wertschöpfungskette.
Digitale Technologien sind in der heimischen Agrarwirtschaft bereits vielerorts sowohl im Ackerbau als auch in der Tierhaltung im Einsatz. Einer Schätzung zufolge nutzen etwa 5 bis 10% der bäuerlichen Betriebe intelligente Farmmanagementsysteme im Ackerbau. Laut einer KeyQuest-Umfrage werden 13% aller Ackerflächen mit GPS-gesteuerten Technologien bewirtschaftet. Aber nicht nur am Feld, sondern ebenso in der Tierhaltung und der Vermarktung bietet die Digitalisierung Potenziale, insbesondere für die kleinstrukturierte heimische Landwirtschaft, ist die Ministerin überzeugt. „Digitalisierung bringt nicht nur dem bäuerlichen Betrieb einen wirtschaftlichen Nutzen, sondern hat ferner einen positiven Umweltaspekt, denn sie ermöglicht eine effizientere Produktion von Lebensmitteln durch den Kostenfaktor – etwa wenn Pflanzenschutzmittel zielgerichtet eingesetzt werden können. Ebenso wird durch moderne Sensortechnik die Steigerung des Tierwohls ermöglicht. In Verbindung mit den Verbrauchern spielen diese Technologien bereits jetzt eine entscheidende Rolle in Sachen Transparenz und Herkunft. Künftige Chancen sehe ich für unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft in Österreich vor allem auch in der regionalen Direktvermarktung unter Ausschluss großer Lebensmittelkonzerne.“
Damit die heimischen Land- und Forstwirte am technologischen Fortschritt anknüpfen können, will die Ressortchefin das Thema politisch vorantreiben und Handlungsanleitungen auf Basis des Berichts umsetzen. Dabei wird der Fokus auf drei Elemente gelegt: Den Bäuerinnen und Bauern die Technologien greifbar zu machen, Entwickler und Anwender besser zu vernetzen sowie schließlich die Weiterbildung der Anwender voranzutreiben und das Thema auch in der Beratung stärker zu verankern. Ab dem nächsten Schuljahr wird es deshalb am Francisco Josephinum in Wieselburg einen eigenen fünfjährigen Schwerpunkt „Landwirtschaft und Digitalisierung“ geben. „Hier geht es besonders darum, den Schülern Agrarische Systemtechnik und Informationssysteme im Bereich der Digitalisierung näherzubringen“, sieht Köstinger die Digitalisierung als eines der wichtigsten Instrumente der Zukunft für die Landwirtschaft in Österreich an.
Rund ein Sechstel der österreichischen Bäuerinnen und Bauern kann sich Investitionen in diese Richtung gut vorstellen – je jünger und besser ausgebildet die Befragten sind, desto höher ist ihr Interesse, zeigt eine KeyQuest-Umfrage. Andreas Wurzinger, der Obmann der Jungzüchtervereinigung, nutzt auf seinem Betrieb unter anderem den LGV-Herdenmanager und ist davon ebenso überzeugt, wie 5.500 Kollegen, die diese Technik als App nutzen sowie rund 14.000 Tierhalter, die die Computerversion installiert haben. Wurzinger bestätigt den oben angekündigten Weg der Ministerin aus eigener Erfahrung: „Bäuerinnen und Bauern müssen sehen, wie Digitalisierung in der Praxis funktionieren kann. Nur dann sind sie bereit, diese Technologien auch auf ihren Höfen als echtes Betriebsmittel einzusetzen. Landwirtschaft muss und wird sich kontinuierlich weiterentwickeln und auf diesen Trend müssen wir uns möglichst gut vorbereiten.“