Foto: agrarfoto.com

Digitalisierung bringt Bauern nicht nur Vorteile

Die Digitalisierung der Landwirtschaft ist eine Tatsache und soll mit der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) stärker gefördert werden. Dennoch gibt es problematische Begleiterscheinungen wie die Verschärfung des Wettbewerbs unter den Betrieben. Der Agrarausschuss diskutierte im EU-Parlament die Vor- und Nachteile der Digitalisierung. „Es werden mal wieder Heilsversprechen geschaffen“, stieg Abgeordneter Martin Häusling von den Grünen sehr kritisch in die Debatte ein. Er hat vor allem Zweifel daran, ob die neue Technik den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringern kann. Davon ist aber Monica Pesce vom italienischen Wirtschaftsbüro Valdani Vicari überzeugt. Eine digital verbesserte Sensorik könne die Landwirte früher vor Schädlingen warnen und die Wirkstoffe gezielter ausbringen.

Dennoch sieht auch Pesce Nachteile bei der neuen Technik. Kleine und wirtschaftlich schwächere Betriebe könnten die Risiken der neuen Entwicklung weniger nutzen als Großbetriebe. Sie müssten auf Pioniergewinne verzichten und seien auf fertig entwickelte Systeme angewiesen, gab die Expertin zu bedenken. Zumal käme in vielen Kleinbetrieben das Alter der Inhaber hinzu, die deshalb kaum Zugang zur Digitaltechnik hätten, was ebenfalls ein Wettbewerbsnachteil sei. Auch die Fernerkundung durch Satelliten lohne sich erst ab einer ausreichenden Flächenausstattung. Die Förderung einer Konzentration im Sektor sei aber ein allgemeines Problem von neuen Technologien.

Doch auch für Kleinbetriebe biete die Digitalisierung Vorteile. Der Verbraucher lege zunehmend Wert auf lokale Herkunft von Lebensmitteln und auf Angaben über bestimme Produktionsmethoden. Die gewünschte Information ließe sich digital einfacher erfassen und kommunizieren. Probleme sieht Pesce wegen der fehlenden 5G-Breitbandnetze auf dem Land. Schwierigkeiten mache auch der Zugang zu teilweise empfindlichen Daten landwirtschaftlicher Betriebe. Die Daten der Bauern müssten geschützt werden, was aber nicht einfach sei, weil diese Daten auch eine attraktive „Ware“ für den vor- und nachgelagerten Bereich der Landwirtschaft seien, erklärte die Expertin aus Italien.

Der polnische Europaabgeordnete Czeslav Adam Siekierski (Christdemokrat) warnte vor einer zunehmenden Kontrolle der Landwirte durch die Digitalisierung. Es könne zukünftig genau geprüft werden, ob die Auflagen der GAP im Stall oder auf dem Acker eingehalten werden, gab der Ausschussvorsitzende zu bedenken. Allerdings stelle sich nicht die Frage, ob die Technik in der EU Einzug halte, sondern nur, wie sie von der Politik begleitet werde. Die Farmer in den USA seien schon viel weiter und die Landwirtschaft der EU habe Nachholbedarf, meinte Siekierski.