Dieses Tier schafft massive Probleme
In der Steiermark wächst die Biberpopulation seit Jahren deutlich. Laut aktuellem Monitoring hat sich der Bestand binnen fünf Jahren um rund 65% erhöht. Was auf den ersten Blick nach einer erfolgreichen Rückkehr einer geschützten Art klingt, bringt in der Praxis massive Probleme für die Land- und Teichwirtschaft mit sich.
„Wir erleben an vielen Standorten, dass Biber durch Damm- und Burgenbau in den Zuläufen Rückstauprobleme verursachen, die die Wasserführung und Bewirtschaftung erheblich beeinträchtigen. Hinzu kommen Unterhöhlungen an Dammfüßen und Böschungen, die langfristig die Stabilität der Teiche gefährden“, erklärt Marlies Haas, Geschäftsführerin des Teichwirte- & Fischzüchterverbands Steiermark.
Durch veränderte Wasserstände und verringerten Zulauf können die sorgsam gehüteten Fische ersticken. Viele Teichwirte erleiden dadurch erhebliche Ausfälle. Das gefährdet auch die Wasserführung, die Sicherheit der Dämme und in weiterer Folge die gesamte ökologischen Balance des Teiches.
Besonders betroffen ist die Südoststeiermark, wo zahlreiche Teichanlagen in direkter Bachnähe liegen. Durch den Bau von Biberburgen und Dämmen entstehen Rückstaue, die zur Überflutung von Wiesen, Wegen und Betriebsflächen führen, wobei in direkter Folge auch Landwirte betroffen sind.
Koexistenz ja – aber mit klaren Grenzen
Der Verband betont, dass der Biber als Teil des heimischen Ökosystems grundsätzlich willkommen ist, solange die Balance gewahrt bleibt. „Wir fordern keine generelle Bekämpfung, sondern ein praxisnahes Management. Wenn durch einzelne Tiere jedoch ganze Teiche gefährdet sind, braucht es rasche Eingriffsmöglichkeiten, ähnlich wie bei anderen Wildtieren“, so Haas.
In der derzeitigen Rechtslage seien präventive oder lenkende Maßnahmen kaum möglich. Dadurch bleiben betroffene Betriebe bei Schäden meist ohne Entschädigung zurück, obwohl sie mit hohem Aufwand Lebensräume pflegen, die auch anderen Tierarten zugutekommen.
Forderungen an die Landespolitik
Der Teichwirte- & Fischzüchterverband Steiermark ersucht den für Biber zuständigen Landesrat Hannes Amesbauer, aktiv zu werden und eine landesweite Biberverordnung auf den Weg zu bringen:
+ Überprüfung der steirischen Biberstrategie, um ein aktives Bestandsmanagement und gezielte Eingriffe in Problemrevieren zu ermöglichen, wie es beispielsweise in Kärnten und Oberösterreich bereits praktiziert wird.
+ Eine klare gesetzliche Grundlage zu schaffen, damit Biberburgen und Dämme in festgelegten Zeiträumen entfernt oder geöffnet werden dürfen, wenn sie Teichanlagen oder angrenzende Nutzflächen gefährden.
Die steirischen Teichwirte haben schon mit vielen Herausforderungen zu kämpfen – vom Kormoran, Fischotter und Reiher über Wetterextreme bis hin zu behördlichen Auflagen zur Restwasserabgabe, die viele Betriebe an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen und betrieblichen Belastbarkeit bringen.
„Wenn zusätzlich durch Biberaktivitäten Teiche gefährdet werden, stehen Existenzen auf dem Spiel. Die Teichwirtschaft ist ein wunderbares Beispiel für nachhaltige Landwirtschaft – sie verbindet Lebensmittelproduktion mit Wasserbewahrung und Artenvielfalt. Dieses Zusammenspiel darf nicht durch unkontrollierte Eingriffe von Wildtieren aus dem Gleichgewicht geraten“, betont Haas.
Über den Verband
Der Teichwirte- & Fischzüchterverband Steiermark vertritt die Interessen von rund 300 Teichwirtschaftsbetrieben in der Steiermark. Ziel ist eine nachhaltige Fischproduktion im Einklang mit Landschaft, Wasserhaushalt und Biodiversität, um die Regionen mit frischem Fisch versorgen zu können. Unsere Teiche: Wo Lebensmittel wachsen und begeistern


