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Deutschland: Umweltministerium serviert kein Fleisch mehr

In Berlin sind an einigen öffentlichen Plätzen die umstrittenen „Neuen Bauernregeln“ auf Plakaten aufgetaucht. Nun droht ein Streit zwischen dem Bundesumweltministerium und dem Deutschen Tierschutzbüro. Eine sichtlich aufgebrachte Sprecherin wehrte sich im Gespräch mit der „agrarzeitung“ gegen Anschuldigungen, das Umweltressort hätte die Bauernregeln trotz Einstellung der Kampagne aufgehängt. Wie berichtet, hatte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) vor einer Woche auf Grund heftiger Kritik von Landwirten und Politikern diese umstrittene Aktion gestoppt und sich in einer Videobotschaft bei den Landwirten entschuldigt. „Nein, diese Plakate werden nicht aufgehängt, nicht weiterverwertet und sind auch nicht von uns weitergereicht worden“, heißt es im Ministerium.

Allerdings hat jetzt das Deutsche Tierschutzbüro diese Spottverse (zum Beispiel: „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein“) zum Anlass einer eigenen Kampagne genutzt. „Wir führen die Plakat-Kampagne ‚Neue Bauernregeln‘ von Bundesumweltministerin Hendricks fort“, wird auf der Homepage der Organisation angekündigt. Tierschutzaktivisten demonstrierten Ende vergangener Woche mit Plakaten und in Schweinekostümen vor dem Landwirtschaftsministerium in Berlin. Geplant ist auch, solche Plakate in mehreren deutschen Großstädten aufzuhängen, außerdem werde ein Plakat-Wagen der Tierschützer bundesweit unterwegs sein, wird angekündigt. Damit wolle man „die Wahrheit über die Tierhaltung in deutschen Ställen“ aufzeigen.

Aber auch Ministerin Hendricks hat bereits für den nächsten Aufreger gesorgt: Bei Veranstaltungen des Bundesumweltministeriums soll ab sofort auf Fleisch und Fisch verzichtet werden. Für die Bewirtung der Gäste sollen bevorzugt Produkte aus dem Ökolandbau und regionale Erzeugnisse verwendet werden, heißt es in einer aktuellen Anordnung des Ressorts. Damit wolle man ein „Zeichen in Richtung Klimaschutz setzen“.

Mit ihrem Vorstoß löst Hendricks bei ihren Kabinettskollegen und beim Koalitionspartner Kopfschütteln und Widerspruch aus. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt nannte die Anordnung einen „Veggy-Day durch die Hintertür“ und betonte, beim Thema Ernährung weiter auf „Bevormundung und Ideologie“ verzichten zu wollen. „Wohin sollen die Absurditäten aus dem Hause Hendricks noch führen?“, fragt CSU-Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler. Die Ministerin enttäusche die tierhaltenden Landwirte nach ihrer Bauernregel-Kampagne erneut.