Foto: agrarfoto.com

Deutschland prescht bei Freigabe von Vorrangflächen vor

 Nach einem Streit in der deutschen Regierungskoalition will der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir laut Agenturmeldungen nun doch mit einer Ausnahmeregelung heuer gut 1 Mio. ha „ökologische Vorrangflächen“ für die Produktion von Futter freigeben. Dies soll nun wegen der weltweit angespannten Agrarmärkte und explodierenden Futtermittelkosten möglich werden. Bisher verweigerten sich Grüne und SPD dieser Forderung des Koalitionspartners FDP und auch der CDU/CSU-Opposition. Die Maßnahme soll den Preisanstieg bei Futter mildern. Weiters sollen Programme für mehr regional erzeugte Futtermittel und für mehr erneuerbare Energien in der Landwirtschaft auf Gleis gebracht werden. Auf EU-Ebene wolle man sich für Lösungen einsetzen, die Fütterung in der Bio-Tierhaltung weiter zu ermöglichen, sollte Bio-Futter aus der Ukraine ausbleiben. Özdemir lud am Freitagmittag zudem als deren derzeitiger Vorsitzender zu einer virtuellen außerordentlichen Agrarministerkonferenz der G7-Staaten.

Dabei sollen laut Bundesagrarministerium die internationalen Auswirkungen des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine diskutiert werden. Im Zentrum stehen eine gemeinsame Analyse der globalen Ernährungssicherung und Fragestellungen, wie Märkte für landwirtschaftliche Produkte und Produktionsmittel offengehalten und stabilisiert werden können. Die Lebensmittelversorgung in der EU sei zwar gesichert, jedoch sei mit größeren Engpässen in anderen Ländern, wo jetzt schon Nahrungsknappheit etwa aufgrund von Dürren herrsche, zu rechnen. Jedoch sei auch in den Industrieländern mit Preisanstiegen für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel zu rechnen.

Die UN-Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation FAO mit Sitz in Rom spricht davon, in Asien, im Nahen Osten und in Afrika könnte sich die Zahl mangelernährter Menschen 2022/23 zwischen 8 und 13 Mio. erhöhen, und die Preise drohten zwischen 8 und 20% anzusteigen. Analysten sehen darin ein Potenzial für neue Unruhen wie zuletzt im Arabischen Frühling