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Deutsche Getreideernte im 5-Jahres-Mittel

In Deutschland wird sich die Getreideernte 2019 voraussichtlich auf rund 46,2 (vorherige Schätzung: 46,5) Mio. t belaufen, lautet die aktuelle Prognose des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV). Dieser Wert entspreche dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre, teilte der Verband jetzt mit. Der Regen der vergangenen Wochen sei gerade noch rechtzeitig gefallen, um die Körnermaisbestände vor weiteren Schäden zu bewahren, kommentierte DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler das Ergebnis der Schätzung laut Dow Jones News. Trotz der witterungsbedingten Unterbrechungen in den vergangenen zwei Wochen soll die Getreide- und Rapsernte in Deutschland inzwischen weitgehend abgeschlossen sein. Beim Raps behält der DRV – ungeachtet der jüngsten Hitzewelle – die Ernteprognose des Vormonats weitgehend bei und geht nun von einer Ernte in Höhe von 2,8 Mio. t aus. Damit werde die niedrigste Erntemenge seit 1997 eingefahren, erläuterte Seedler. Der Fünfjahres-Durchschnitt von rund 4,7 Mio. t würde demnach in diesem Jahr um fast 40% verfehlt. Den Grund für dieses klar schlechtere Ergebnis sieht der DRV-Experte überwiegend in der gemessen am Vorjahr deutlich verkleinerten Erntefläche. Hier ermittelte das Statistische Bundesamt ein Minus von 30%.

Laut der aktuellen DRV-Ernteschätzung werden die Mengen und Qualitäten 2019 sehr unterschiedlich ausfallen. Die heiße und trockene Witterung der vergangenen Wochen habe zu weiteren Ertragsverlusten und heterogenen Qualitäten geführt, stellt der Verband fest. Davon nimmt er lediglich die Wintergerste aus, die bereits druschreif war, als die extreme Hitzewelle begann. Hier hebt der DRV seine Prognose im Vergleich zum Vormonat nun auf knapp 10,1 Mio. t leicht an.

Die Ernte an Winterweizen, der von den Rekordtemperaturen in vielen Regionen noch in der Abreifephase getroffen wurde, taxiert der DRV nur noch auf rund 23,3 (Weizen insgesamt: 23,8) Mio. t. Nach Angaben des Verbandes wirkte sich die Hitze besonders in weiten Teilen Ostdeutschlands aus, da die Böden dort aufgrund der extremen Dürre des vergangenen Jahres bereits trocken waren. Die Qualitäten beim Winterweizen sollen zwar von Standort zu Standort schwanken, nach den derzeit vorliegenden Ergebnissen in der Summe jedoch gut bis durchschnittlich ausfallen. Bei der Sommergerste sei witterungsbedingt teilweise ein hoher Schmachtkornanteil festzustellen, berichtet der DRV.

Der Verband sieht die Stimmung am Markt derzeit erheblich durch die Politik beeinflusst. Dementsprechend werde die weitere Entwicklung an den internationalen Getreidemärkten insbesondere von handelspolitischen Entscheidungen abhängen. Die jüngsten Verschärfungen des Handelskonfliktes zwischen den USA und China hätten zu weiteren Verunsicherungen an den Rohstoffmärkten geführt, stellt der DRV fest. Darüber hinaus könnten die Exportchancen insbesondere für deutschen Weizen nach Saudi-Arabien zukünftig sinken. Das Land hat kürzlich seine Qualitätsanforderungen für Importe gelockert.

Somit steige die Gefahr, dass in den kommenden Monaten mehr Weizen aus der Schwarzmeerregion in den Nahen Osten fließen werde, meint der Raiffeisenverband. Dies unterstreicht aus seiner Sicht die Notwendigkeit, zusätzliche Drittstaaten für deutsches Getreide zu öffnen