Bundesforste bauen „Wald der Zukunft“
Der Klimawandel hinterlässt in den heimischen Wäldern deutliche Spuren, eine Anpassung der Bestände an die geänderten Bedingungen ist für den Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf), Rudolf Freidhager, daher ein „Gebot der Stunde“. Schon seit Jahren entwickelt das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung Klimaszenarien und simuliert die Waldentwicklung bis 2100. Diese Analysen zeigen auf, wo der Handlungsbedarf am größten ist und welche Flächen am dringlichsten umgebaut werden müssen. „Negative Effekte können aus heutiger Sicht zwar nicht gänzlich verhindert werden, mit einer angepassten Bewirtschaftung können wir sie jedoch abmildern“, so Freidhager. 160.000 Waldstandorte wurden genau untersucht – nach Baumarten, Alter, Zustand, Waldboden, Hangneigung, Störereignissen und Seehöhe -, mit Klimamodellen verschnitten und daraus neue Bewirtschaftungspläne bis 2100 entwickelt, die vorgeben, wie die Wälder klimagerecht bewirtschaftet werden. „Bei Produktionszyklen von 120 Jahren und mehr – so das durchschnittliche Erntealter einer Fichte – drängt die Zeit“, weiß Freidhager.
Der Wald der Zukunft wird vielfältig sein, mit klimafitten, standortgerechten Baumarten, die mit den neuen klimatischen Bedingungen besser zurechtkommen. Mischwälder haben sich in den letzten Jahrzehnten als wesentlich resilienter gegen negative Umwelteinflüsse erwiesen als etwa Monokulturen. „Die Baumartenzusammensetzung wird dabei eine große Rolle spielen. Der Fokus wird auf dem richtigen Mix und der Auswahl geeigneter Baumarten liegen“, unterstreicht Freidhager. Grundlage für die künftigen Planungen ist der im Pariser Abkommen festgelegte Temperaturanstieg. Damit könne auch in Zukunft für intakte Wälder gesorgt werden.
In manchen Regionen Österreichs werde man sich vom heutigen Waldbild verabschieden müssen, es werde aber bunter und vielfältiger, ist der ÖBf-Vorstand überzeugt. Durch die Klimaerwärmung werde sich auch die Baumgrenze nach oben verschieben. Das Vorkommen der Fichte wird stark zurückgehen, da sie als Flachwurzler mit Stürmen und Trockenheit zunehmend schlechter zurechtkommt und ihr Trockenstress immer mehr zu schaffen machen wird. Trotz ihres Rückgangs von aktuell rund 60% auf langfristig 40% wird sie Österreichs häufigste Nadelbaumart bleiben, da sie entlang des Alpenbogens ein ideales Verbreitungsgebiet vorfindet.
Der Lärchenanteil wird deutlich steigen, gilt sie doch aufgrund ihrer Herzwurzeln als sturmstabil. Mehr als verdoppeln wird sich der Anteil der Weißtanne, die zu den am tiefsten wurzelnden Nadelhölzern zählt und mit Trockenheit ebenso besser zurechtkommt als Fichten oder Lärchen. Insgesamt werden unterschiedlichste Baumarten, die bisher weniger stark vertreten waren, künftig eine größere Rolle spielen wie etwa die Zirbe, Eiche oder auch typische Mischbaumarten wie Ahorn oder Linde, da der Wald der Zukunft von Artenvielfalt geprägt sein wird. „Eine hohe Biodiversität reduziert nicht nur das Schädlingsrisiko, sie trägt auch maßgeblich zu einer höheren Artenvielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt bei – sie ist also die beste Risikovorsorge“, unterstreicht Freidhager. Je nach Region, Bodenbeschaffenheit, Mikroklima und Höhenlage werden die Veränderungen sehr unterschiedlich ausfallen.
Eine Schlüsselfunktion wird im künftigen Wald der Jagd zukommen, die durch geeignete Maßnahmen dafür sorgen soll, dass junge Bäume in ihrer natürlichen Vielfalt wachsen können, ohne zu sehr von Wildtieren verbissen zu werden. Vor allem Tannen und Lärchen dienen dem Wild besonders gerne als Nahrungsquelle, da ihre Triebe sehr nährstoffreich sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Tannen auf fast der Hälfte (47%) aller Flächen nicht höher als 1,30 Meter werden.
Neben der vorausschauenden Planung ist für einen klimafitten Wald vor allem eine aktive und nachhaltige Bewirtschaftung notwendig, mit regelmäßige Durchforstungen, einer konsequenten Waldpflege insbesondere des Jungbestandes, Aufforstungen und Schädlingsmonitoring. Damit gehen deutlich erhöhte Investitionen einher. Bei den Bundesforsten betrugen sie zuletzt 14,5 Mio. Euro pro Jahr, wie Georg Schöppl, Vorstand für Finanzen und Immobilien, mitteilt. Zusätzlicher Mehraufwand entstand durch den Klimawandel. In den Wald der Zukunft wollen die Bundesforste bis zum Jahr 2025 rund 100 Mio. Euro investieren.