Aus Zwettl könnte Athen werden
Teile des Waldviertels sind überaus stark vom Borkenkäfer befallen: 2018 rechnet man in ganz Niederösterreich mit rund drei Mio. Festmetern Schadholz. Der Großteil davon ist im Viertel ober dem Manhartsberg zu verzeichnen. Üblicherweise beträgt der Gesamtholzeinschlag im Bundesland 3,5 bis 4,5 Mio. Festmeter. Aufgrund des gewaltigen Überangebots sind auch die Preise in den Keller gerasselt. Fichtensägeholz werde frei Straße um teils 30 Euro pro Festmeter abgeholt. Manche Waldbauern wissen gar nicht, wer das Schadholz abnehmen soll, berichteten Betroffene bei einem Klima- und Waldgipfel in Burgschleinitz im Bezirk Horn.
„Die Fichte wird bei uns in wenigen Jahren komplett verschwinden“, so der Obmann der Land & Forst Betriebe Niederösterreich, Markus Hoyos, einer der bedeutendsten Waldeigentümer der Gegend. Nun gehe es darum, Baumarten zu finden, die für das Klima in hundert Jahren geeignet seien. Bei einer Erwärmung von 2 bis 4 Grad Celsius könne man erwarten, dass aus Zwettl klimatologisch Athen werde, meinte der Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, ZAMG, Michael Staudinger. „Bisher gab es zwei Mal in 40 Jahren extreme Dürren. In Zukunft könnte das sechs Mal in 30 Jahren der Fall sein“, so der Experte.
LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf verweist auf die Förderung zur Umstellung von Monokulturen auf Mischwaldbestände: „Seit 2015 sind 14 Mio. Euro für Waldbaumaßnahmen auf 8.000 Hektar genehmigt worden.“ Um die Krise zu bewältigen sei Zusammenhalt innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette nötig, meinte Pernkopf. So habe ein Gespräch unter Leitung von Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko ergeben, dass die Rail Cargo Group der ÖBB und die Holzindustrie bis Juni die Mehrkosten für den Abtransport des Schadholzes auf der Schiene übernehmen. 2018 wurden 7.000 Schadholz-Aufarbeitungsbescheide ausgestellt; vier Mal so viele als im Jahr zuvor. Um die Umsetzung von Zwangsmaßnahmen zu beschleunigen, wenn sich Waldbesitzer nicht um die Entfernung des Käferholzes kümmern, sollen künftig gemeindeweite Verordnungen diese Einzelbescheide ersetzen.
Im Bild: Obmann der Land&Forstbetriebe Niederösterreich Markus Hoyos, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Moderatorin Christa Kummer, Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager und Obmann des Waldverbandes NÖ Franz Fischer.
S.N.