Arten-Einschleppung kommt teuer
„Einige gebietsfremde Arten werden für heimische Arten zum Problem“, erklärt der Wissenschaftler in einer Aussendung. Als Beispiele nennt er etwa Ragweed, mit den stark allergenen Pollen, den Maiswurzelbohrer oder die gefürchtete Varroa-Milbe.
Einer seit kurzem vorliegenden Datenbank zu den globalen Kosten invasiver Arten zufolge verursachten die Neobiota zwischen 1980-2019 weltweit einen Schaden in Höhe von 1,2 Billionen US-Dollar (standardisiert auf US-Dollar 2020). Übertroffen wurden diese Schäden nur durch jene von Stürmen. Dafür liegen die wirtschaftlichen Verluste durch invasive Arten über jenen durch Erdbeben und Überflutungen mit jeweils 1,1 Billionen US-Dollar und sind um ein Vielfaches höher als die Schäden durch Dürren, Waldbrände und andere Naturkatastrophen.
Als konkretes Beispiel verweist Essl gegenüber der APA auf eine 2012 veröffentlichte Studie, die die direkten, durch Ragweed in Deutschland verursachten Kosten auf mindestens 827 Mio. Euro jährlich geschätzt hat, etwa durch die Behandlungen der Allergiker bzw. durch deren krankheitsbedingte Fehlzeiten. „Da Ragweed in Österreich häufiger ist und sich die Art in den vergangenen zehn Jahren deutlich ausgebreitet hat, lässt sich näherungsweise – und bewusst konservativ – abschätzen, dass die Kosten für Österreich durch diese Art im Minimum bei etwa 80 Mio. Euro jährlich liegen“, so Essl.
„Das Ergebnis hat uns selbst überrascht“, erklärte Co-Autor Phillip Haubrock vom Senckenberg Forschungsinstitut. Zudem seien die Schäden invasiver Arten seit der Jahrtausendwende im Vergleich zu jenen im Zeitraum 1980-1999 um 700% gestiegen. Der Anstieg lag damit wesentlich höher als jener bei den Kosten durch Naturkatastrophen.
Für Österreich würde sich Essl eine „deutlich ambitioniertere Umsetzung“ der EU-Verordnung wünschen. Zuständig dafür seien die Bundesländer, aber auch andere Behörden wie der Zoll, der für die phytosanitären Inspektionen von Importen zuständig ist. Das mache die Koordination der Umsetzung schwierig, meint der Experte, der es für wichtig hielte, „besonders für proaktive Maßnahmen wie Importkontrollen oder rasche Bekämpfung neu eingeschleppter Arten deutlich mehr Ressourcen einzuplanen.“