Agrarrat warnt vor übertriebener Zuversicht bei der Milch
Am jüngsten Treffen der EU-Landwirtschaftsminister in Brüssel hat EU-Agrarkommissar Phil Hogan die positive Entwicklung auf dem EU-Milchmarkt geschildert. Danach sind die Preise im zweiten Halbjahr 2015 um 25% angestiegen. Zum Jahreswechsel lagen die Erzeugerpreise im EU-Durchschnitt bei 32 Cent/kg. Sie werden auch noch weiter ansteigen, zeigte sich der EU-Kommissar optimistisch und argumentierte mit aktuell hohen Butterpreisen von 4.300 Euro/t. Die Absatzmöglichkeiten für Käse und Butter blieben gut, betonte Hogan. Die Milcherzeuger der EU hätten die Krise überstanden und sich den Verhältnissen angepasst. Die Milchproduktion lag im November um 3,8% niedriger als im Vorjahresmonat, wenn auch auf das Ganze Jahr 2016 gesehen, um 0,7% höher als 2015.
Die Anreize der EU-Kommission seien besonders von Erzeugern in Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich angenommen worden und hätten dort zu einer Verminderung der Überschüsse geführt. Hogan beteuerte, die hohen Bestände an Magermilchpulver in der Intervention würden die Preiserholung nicht wieder in Frage stellen. Die EU-Kommission habe von den 350.000 t Magermilchpulver erst 40 t verkauft und werde auch zukünftig die Interventionsbestände nicht unter dem Marktpreis abgeben.
Die EU-Mitgliedstaaten lobten im Rat die finanziellen Hilfen, mit denen die EU den Landwirten in der Krise unter die Arme gegriffen habe. Mehrere Agrarminister trauen dem positiven Trend auf dem Milchmarkt aber nicht. Sie fordern weitere Initiativen aus Brüssel, besonders um die Position der Landwirte in der Vermarktungskette zu verbessern. Vor allem die Slowakei, unterstützt von Irland, Portugal, Spanien, Zypern und Litauen forderten die EU-Kommission auf, nach dem Bericht von Cees Veerman, jetzt Maßnahmen voranzutreiben. Dazu gehören europäische Vorschriften zur Vermeidung von unfairen Handelspraktiken. Das Vereinigte Königreich will die Supermärkte ebenfalls stärker kontrollieren, meinte aber, dazu seien nationale Gesetze besser geeignet. Deutschland mahnte, Verträge zwischen den Milcherzeugern und den Molkereien seien keine Absicherung gegen Krisen.
Einig waren sich die EU-Mitgliedstaaten dennoch, das Milchpaket aus dem Jahr 2012 über 2020 hinaus zu verlängern, was vom Dachverband der EU-Landwirte und -Genossenschaften, COPA-COGECA, begrüßt wurde. „Die Milchbauern haben zuletzt viel mitgemacht und Verträge helfen den Landwirten, die Auswirkungen der Marktvolatilität zu verringern sowie den Produzenten eine gewisse Planbarkeit zu geben“, sagte COPA-Vizepräsident Henri Brichart. Das Milchpaket ist freiwillig für die EU-Mitgliedstaaten und soll, wo gewünscht, Erzeugergemeinschaften unterstützen und Verträge zur Regel machen.