Zum Weltfrauentag mit Klischees aufräumen
„Innovative, entscheidungskräftige und bestens ausgebildete Frauen prägen die Zukunft der Bauernhöfe und des ländlichen Raumes“, betont LK-Vizepräsidentin Maria Pein anlässlich des Weltfrauentages am 8. März. Sie räumt damit mit landläufigen Klischees auf, die sich nach wie vor um das Bäuerinnenleben ranken.
Die Realität schaut mittlerweile vermehrt anders aus. Die Bäuerinnen sind heute nämlich: „Bergbäuerin mit Laptop auf der Alm“, „Mutige, entscheidungsfreudige Wiedereinsteigerin“, „Innovative Trendsetterin“ oder „Managerin zwischen Tradition und Moderne“. Pein: „Sie packen große Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Regionalität, Tierwohl und Klimaschutz, soziale Anliegen und Gesundheit an.“ Auch die brandaktuelle Studie von Leopold Kirner (Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik) bescheinigt den jungen Frauen einen innovativen Zugang zur Landwirtschaft. Ihre vorrangigen Ziele für die Arbeit auf den Höfen sind die Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen und hohe Tierwohlstandards zu gewährleisten.
„Die starke Kraft der Bäuerinnen zeigt sich darin, dass ein Drittel der Höfe von Frauen geführt werden“, freut sich Landesbäuerin Viktoria Brandner über das hohe Engagement der mehr als 30.000 Frauen in der steirischen Landwirtschaft. Damit dieser Trend weiterhin anhält, brauchen Frauen am Land dieselben Rahmenbedingungen wie Städterinnen, was die Kinderbetreuung, Pflege und Ausbildung anbelangt.
Die Bergbäuerin mit Laptop auf der Alm Petra Höfler aus Bad Schwanberg ist nach 13 Jahren als Grafik-Designerin in Graz auf den elterlichen Betrieb zurückgekehrt, hat dort in einen Tierwohlstall investiert und ein Grafik-Büro auf dem Hof eingerichtet. Die Rinder werden im Sommer auf der Alm gehalten und stressfrei am Hof geschlachtet. Das Fleisch wird direktvermarktet. Petra Höfler: „Mir gehen Tierwohl, Klima- und Umweltschutz über alles. Ich bin ein Regionalitätsfan und kaufe hauptsächlich in der Nachbarschaft sowie über die Plattform crowdfarming ein.“
Die innovationsfreudige Trendsetterin mit Pilzzucht Michaela Friedl ist ausgebildete Diätologin und betreibt im Vollerwerb in St. Stefan im Rosental eine Pilzmanufaktur. „Bei meinem Volleinstieg in die Pilzzucht habe ich auf Innovation und gute Planung gesetzt. Vor allem bei der Produktentwicklung habe ich die Chance meiner Alleinstellung als Diätologin und Pilzzüchterin genützt. Trends und Entwicklungen am Ernährungssektor beziehe ich stets in meine Überlegungen mit ein – sei es die Tendenz zum Vegetarismus, zur gesundheitsbewussten Ernährung oder zur Regionalität.“
Jungbäuerin auf Expansionskurs Melanie Schlein aus Deutsch Goritz ist in die elterliche Fischzucht eingestiegen und segelt dort auf Expansionskurs. Mit ihren erst 19 Jahren ist sie in allen Bereichen der Fischzucht – Zucht, Verarbeitung, Vertrieb – im Einsatz und hat für die Weiterentwicklung ganz konkrete Ziele. Melanie Schlein: „Wir planen etwa gerade unser Sortiment zu erweitern und auch Fischkonserven anzubieten. Wir wollen mit unseren hochwertigen Fischen den Vertriebsradius erweitern. Zudem arbeite ich gerade an unserer Internet-Präsenz; es wird eine neue Website und einen zeitgemäßen Social-Media-Auftritt geben. Auch ein Online-Shop ist geplant.“
Die mutige, entscheidungsfreudige Wiedereinsteigerin Nina Schweinzger aus St. Veit in der Südsteiermark ist studierte Inklusionspädagogin und Erwachsenenbildnerin. Nach mehreren Berufsjahren ist sie auf den elterlichen Betrieb zurückgekehrt und hat dort die Legehennenhaltung ausgebaut und um eine Nudelproduktion erweitert. Ihr neues Projekt heißt „Gemeinsam am Hof“, dabei wird der Hof zum intergenerativen Begegnungsort. „Ich mache stets Nägel mit Köpfen und ziehe Dinge durch für die ich mich entschieden habe. Angst vor dem Scheitern habe ich dabei nicht, denn ich überlege und plane gut und kalkuliere immer auch Rückschläge ein. “
Karin Jöchlinger ist die Managerin zwischen Tradition und Innovation aus St. Michael/Obersteiermark hat an der HBLA Graz-Eggenberg maturiert und vor gut drei Jahren mit ihrem Mann den Milchviehbetrieb vom Schwiegervater übernommen. Sie ist Mutter von vier Kindern. „Ich bin offen für Neues und habe deshalb auch mit der Herstellung von Naturjoghurt und Topfen begonnen, die vorwiegend direktvermarktet werden. Für die Bewerbung meiner Lebensmittel nütze ich Facebook. Ich verstehe mich als Managerin zwischen Haushalt, Hof und Direktvermarktung. Auf ein traditionelles Familienleben mit unseren vier Kindern lege ich großen Wert.“