Würfeln für Prognosen
Nicht zu vergessen ist bei all den Prognosen auf den Zusammenhang der Getreide, Ölsaaten- und Proteinmärkte mit denen von Milch und Fleisch – auch hier stellt sich die Frage, wie wirken ein Zurückfahren der tierischen Erzeugung und das Futtermittelangebot auf die Versorgungsbilanzen? Und nicht zuletzt verunsichern die Stimmungsschwankungen der Weltpolitik – gut sichtbar an den Kursschwankungen der Agrarrohstoffe wie insbesondere Soja und Mais an den US-Terminbörsen mit jedem Kauf oder Nichtkauf der Chinesen von US-Agrarprodukten, jeder neuen Androhung eines neuerlichen Handelskonflikts durch US-Präsident Donald Trump oder jedem Eskalationssignal im Ölpreiskrieg. Denn jedes Moment, das die Auswirkungen des Nachfrageeinbruchs nach Rohöl noch verstärkt, schlägt über den Umweg seiner Auswirkung auf den Biokraftstoffmarkt direkt auf Nachfrage und Preise von Ölsaaten wie Sojabohnen und Raps durch.
In der Vermarktung der alten Ernte 2019 hat sich in der abgelaufenen Woche am österreichischen Kassamarkt nicht viel getan. Etwas mehr Schwung sei laut Marktteilnehmern in die Auslieferung bestehender Kontrakte nach Italien gekommen, weil mit der Lockerung des Shutdowns nun auch wieder mehr Gegenfracht in Richtung Österreich unterwegs sei. Bei der Notierung an der Wiener Produktenbörse konnte sich Premiumweizen eine Spur befestigen, wobei Händler aber auf den wachsenden negativen Abstand zu den zuletzt kurz vor ihrem Auslaufen deutlich gestiegenen Mahlweizennotierungen des letzten Kontrakts alter Ernte an der Euronext verweisen.
Erfreulich steche hervor, dass sich Mahlroggen befestigen konnte, wobei man hofft, dieser Trend werde die nächsten Wochen anhalten. Schwach gestimmt hingegen bleibe vor dem internationalen Umfeld der Maismarkt.
„Mau“ wird die Nachfrage von Mühlen nach Brotweizen neuer Ernte beschrieben. Es herrsche Abwarten, wie die Bilanzen der Ernte 2020 ausfallen würden, nämlich ob sich der Verbrauch abschwäche und dies eventuell durch kleinere Erntemengen ausbalanciert werde, oder ob sich Überschüsse anbahnten.
Schädlingsbefall durch Rüsselkäfer habe den Umbruch von bis zu 4.000 ha Rübenfläche notwendig gemacht. Für den Nachbau zeige sich ein wachsendes Interesse der Landwirte an Saatgut von Rispenhirse. Diese bediene eine kleine, aber feine Marktnische und verspreche Deckungsbeiträge ähnlich Mais – allerdings, so Marktkenner, auch nur so lange, als noch Platz in dieser Nische sei.