Offener Brief der IG Erdäpfelbau an Penny
Sehr geehrte Damen und Herren!
In Ihrem aktuellen Flugblatt wird suggeriert, es gäbe bereits „Heurige“ Erdäpfel aus Österreich. Insbesondere die Hinweise „Endlich wieder Heurige“ sowie „Weil saisonal und regional schmeckt‘s einfach besser.“ lassen dies vermuten. Eine konkrete Angabe des tatsächlichen Herkunftslandes gibt es nicht.
Wir sind davon überzeugt, als Lebensmitteleinzelhandel ist Ihnen bekannt, dass die Ernte von österreichischen Erdäpfeln, also von echten losschaligen Heurigen, in der Regel Ende Mai/Anfang Juni startet und daher zur Zeit noch keine „Heurigen“ österreichischer Herkunft erhältlich sind. Bei einem Check in einer Ihrer Filialen konnten wir feststellen, dass die im Flugblatt beworbene Ware aus Ägypten stammt. Bei ägyptischen Erdäpfeln mit Regionalität und Saisonalität zu werben ist eine grobe Täuschung und Irreführung. Zudem bedeutet dies einen klaren Wettbewerbsnachteil für die heimischen Landwirte.
Die Versorgung mit heimischen Erdäpfeln kann dieses Jahr ganzjährig sichergestellt werden. Bis zum Erntebeginn der „Heurigen“, den wir auch dieses Jahr Ende Mai/Anfang Juni erwarten, kann der heimische Markt mit besten Erdäpfel aus der Region versorgt werden. Warum Sie dennoch ausländische Ware in Ihren Filialen verkaufen, ist uns unverständlich. Wenn schon Ware aus dem Ausland importiert wird, obwohl es genügend heimische Erdäpfel gibt, sollte das zumindest richtig beworben werden.
Seitens der InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau wurde insbesondere im Vorjahr ausführlich darüber informiert, nach welch hohen Standards die heimischen Bäuerinnen und Bauern produzieren. Umso weniger ist nachvollziehbar, warum Erdäpfel aus Ländern importiert werden, wo deutlich niedrigere Umwelt- wie auch Sozialstandards gelten und Pflanzenschutzmittel erlaubt sind, die in Österreich bereits seit Jahrzehnten verboten sind. Zudem ist der Wasserverbrauch bei in der Wüste produzierten Erdäpfeln enorm, was entsprechende Auswirkungen auf den CO2-Fußabdruck dieser Produkte hat.
Es wird immer wieder – in Anbetracht der aktuellen Corona-Krise besonders – von der Solidarität für den Wirtschaftsstandort Österreich gesprochen. Vielen Bürgerinnen und Bürgern wird bewusst, wie wertvoll gerade in Krisenzeiten heimische Produktion und Eigenversorgung ist. Unsere Bäuerinnen und Bauern leisten dazu einen immens hohen Beitrag.
Auch der Lebensmitteleinzelhandel trägt hier große Verantwortung. Deshalb erwarten wir auch Ihrerseits mehr Solidarität und ein Miteinander auf Augenhöhe zwischen Handel, Konsumenten und Bäuerinnen und Bauern. Daher fordern wir Sie auf, künftig von derart unlauteren Werbemethoden Abstand zu nehmen.