Neuer Anlauf für AMA-Gütesiegel bei Getreide
Die heurige Getreideernte wird mit voraussichtlich 2,95 Millionen Tonnen um 13 Prozent besser ausfallen als im Dürrejahr 2018. Im 5-Jahres-Schnitt ist das aber immer noch ein Minus von 2,4 Prozent. Das gaben die Kammerpräsidenten Josef Moosbrugger, Johannes Schmuckenschlager und Nikolaus Berlakovich bei der traditionellen Erntepressefahrt bekannt, die heuer nach Stetteldorf am Wagram führte. Dort stellten die Kammergranden auch die Eckpunkte einer „LK Strategie für eine nachhaltige Grünland- und Ackerbewirtschaftung“ vor. Zudem soll das AMA-Gütesiegel für Getreide forciert werden.
Die Ernte 2019 werde von zwei wesentlichen Faktoren bestimmt: Einerseits ist die Getreidefläche insgesamt leicht zurückgegangen – Weizen etwa um mehr als 10.000 Hektar. Andererseits spürt man deutlich den starken Einfluss des Wetters auf die Erntemengen. Nach den fehlenden Niederschlägen im Februar, März und April haben sich die Wintergetreideflächen auf schlechten Standorten bereits in kritischem Zustand befunden. Der feuchte Mai war vielerorts dann die Rettung in letzter Sekunde. Dass nun zum Zeitpunkt der Kornfüllung allerdings extreme Hitze und Trockenheit herrschen, könnte jedoch noch negative Auswirkungen auf die Erntemengen haben.
Die immer dramatischeren Unwägbarkeiten des Vegetationsverlaufes fließen auch in die Überlegungen zu der „Grünland- und Ackerbaustrategie 2030“ ein, die in Stetteldorf grob umrissen wurde. „Diese verfolgt im Wesentlichen drei Ziele: die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln nachhaltig sicherzustellen, dem Klimawandel zu begegnen und sich auf die kommende GAP optimal vorzubereiten“, meinte LKÖ-Präsident Moosbrugger. In Arbeitsgruppen der Landwirtschaftskammern, aber auch mit externen Experten, seien Handlungsfelder ausgearbeitet und im Ausschuss für Pflanzenproduktion abgestimmt worden, ergänzte der burgenländische Kammerpräsident Berlakovich: „Es wurde ein Arbeitsdokument beschlossen, an dem wir uns in den nächsten Monaten und Jahren orientieren werden.“ So hat man sich etwa mit Fragen des Pflanzenschutzes, der Züchtung oder der Versorgung mit Eiweißfuttermitteln befasst.
Zudem wollen sich die Kammerpräsidenten wieder einmal an das AMA-Gütesiegel beim Getreide heranwagen, dessen Umsetzung sich trotz mehrerer Anläufe bisher stets schwierig gestaltet hatte. Hier habe es laut Josef Moosbrugger gute Gespräche mit der AMA gegeben: „Was zählt, ist aber nicht die Geschwindigkeit, sondern dass das Ergebnis eine Stärkung für die Landwirtschaft ist und die Bauern Mehrerlöse erzielen können.“ Man brauche keine weitere Markensiegelstrategie, die nur Verwaltungsaufwand bringe, meinte Johannes Schmuckenschlager. „Bei den Erdäpfeln hat sich der Mehrwert des AMA-Gütesiegels aber jedenfalls gezeigt.“ Von den Mühlen und dem Lebensmitteleinzelhandel höre er unterschiedliche Signale zur Bereitschaft für eine Teilnahme. „Ich gehe deshalb davon aus, dass wir zunächst mit Einzelprojekten starten werden.“ Jetzt schon einen konkreten Zeitpunkt dafür zu definieren, wäre aber falsch.