Foto: Bauernbund

„Das trau ich mir zu“

Das Mandat des Österreichischen Bauernbunds im Europaparlament war bisher fest in weiblicher Hand. Die Steirerin Simone Schmiedtbauer könnte diese Tradition fortsetzen. BLICK INS LAND hat sie in Salzburg begleitet.

Seit knapp eineinhalb Jahren, als Elisabeth Köstinger Mitglied der Bundesregierung wurde, ist der Bauernbund nicht mehr direkt im Europäischen Parlament in Brüssel und Straßburg vertreten. Mit Simone Schmiedtbauer, bisher Bürgermeisterin der Marktgemeinde Hitzendorf bei Graz, könnte dort nun wieder eine Frau einziehen. Ihr werden mit Listenplatz 4 gute Chancen im Rennen um ein ÖVP-Mandat zugerechnet. Nach Köstinger (2009–2017) und Agnes Schierhuber (1995–2009) wäre sie die dritte Bauernbündlerin, die den Sprung in die Europapolitik schafft.

Dabei drängen sich durchaus weitere Parallelen auf: Auf breite, bundesweite Bekanntheit konnte keine der drei zum Zeitpunkt der Nominierung bauen. Auch Schierhuber und Köstinger mussten sich ihre Reputation erst erkämpfen, können heute aber auf beeindruckende Karrieren verweisen. „Vor zehn Jahren hat es massive Zweifel gegeben, ob so ein junges Dirndl das schafft“, machte Köstinger ihrer potentiellen Nachfolgerin beim Bundesbäuerinnentag im Congress Salzburg daher Mut. Von Selbstzweifeln scheint diese aber ohnehin nicht geplagt zu sein: „Stellt euch in die erste Reihe, wenn euch etwas interessiert und sagt: Das trau ich mir zu!“, rief sie den über tausend Besucherinnen zu und erntete dafür frenetischen Applaus.

Ihr „wertschätzender Listenplatz“ sei eine Anerkennung für die Bedeutung der Basis in den ländlichen Gemeinden und auf den bäuerlichen Familienbetrieben. Dass sie mit Leib und Seele Bürgermeisterin war, vergisst Schmiedtbauer in keinem Gespräch zu erwähnen. Die Kommunalpolitik sei eine gute Schule gewesen. „Zuzuhören und sich Zeit für mein Gegenüber zu nehmen, war mir immer wichtig.“ Die Meinung der Menschen aus den Regionen müsse ebenso bedeutend sein wie jene der Experten: „Viele Fragen des täglichen Lebens können wir nicht mit Scheuklappen beantworten.“

Beim Besuch auf einem Schafbauernhof im Salzkammergut nennt Schmiedtbauer dann ihre inhaltlichen Schwerpunkte: „Einerseits darf es zu keinen Kürzungen im Agrarbudget kommen. Wir wer den um jeden Euro kämpfen.“ Andererseits wolle sie, die aktive Jägerin, sich auch für ein funktionierendes Wolfsmanagement einsetzen. „Da müssen wir auch in den Bestand eingreifen können.“ Außerdem stehe sie dafür, dass moderner Pflanzenschutz notwendig sei und man den Mut haben müsse, diesen zuzulassen. Hier müsse man Geld in die Forschung investieren. Der Brexit sei eine „Katastrophe“ und ein „Albtraum“, der Brüssel seit zwei Jahren lähme. „Die Menschen in Großbritannien wurden mit falschen Informationen versorgt, die verantwortlichen Politiker haben sich zurückgezogen.“

Für den Wahlkampf gelte es nun, viele Vorzugsstimmen in ganz Österreich zu sammeln. Denn bei aktuell fünf ÖVP-Mandaten und guten Umfragewerten verspricht der vierte Listenplatz Schmiedtbauers nur scheinbare Gewissheit für einen Einzug ins Europaparlament. Die Partei hat nämlich angekündigt, ihre Kandidaten nach den Vorzugsstimmen zu reihen. Also heißt es, viel Überzeugungsarbeit zu leisten und die Menschen „mitzunehmen“.

Zur Person

Simone Schmiedtbauer (44) arbeitete zunächst im Bankwesen, ehe sie im Jahr 2000 als landwirtschaftliche Quereinsteigerin in einen Schweinemastbetrieb mit Direktvermarktung einheiratete. 2014 wurde sie Bürgermeisterin von Hitzendorf. Dieses Amt legte sie Ende März zurück. Außerdem ist sie Landeskammerrätin in der Steirischen Landwirtschaftskammer und Obmann-Stellvertreterin des Steirischen Bauernbunds.