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Franzosen warnen vor „No-Deal-Brexit“

Der französische Agrarsektor macht sich Sorgen um seine Lieferungen ins Vereinigte Königreich, denn von einem EU-Austritt ohne Vertrag wären vor allem Wein und Käse betroffen. Wenn das Vereinigte Königreich zum Drittland wird, habe es das Recht, Einfuhrzölle zu erheben, die wiederum französische Agrarexporte deutlich erschwerten, warnte Christine Lambert, die Präsidentin des französischen Bauernverbandes (FNSEA) gegenüber „franceinfo“. Die französischen Landwirte würden im Fall eines „No Deal“ Marktanteile im Vereinigten Königreich verlieren. Die nicht mehr absetzbaren Mengen könnten einen Preisdruck auf den heimischen Märkten auslösen, erklärte die FNSEA-Präsidentin. Betroffen vom Brexit sei vor allem der Wein- und Spirituosensektor, der einen Handelsüberschuss von jährlich 1,3 Mrd. Euro mit dem Vereinigten Königreich aufweise. Es folgten Molkereierzeugnisse mit einem Handelsüberschuss von 100 Mio. Euro. Die Briten kauften vor allem Camembert und Brie, berichtete Lambert.

Ein Austritt ohne Vertrag steht nach der Ankündigung der britischen Premierministerin Theresa May im Parlament in London weiterhin im Raum. May versprach lediglich, dass sie sich mit den Parlamentsabgeordneten um einen Kompromiss bemühen werde. Eine Verschiebung des Austrittsdatums und ein weiteres Referendum über den Brexit lehnt die Premierministerin strikt ab. Dafür will sie den umstrittenen Notfallplan für die innerirische Grenze abschwächen oder befristen. Einen überarbeiteten Austrittsvertrag möchte sie mit der EU verhandeln. May geht auf die Abtrünnigen in ihrer Tory-Partei sowie auf die nordirische DUP zu, um im Parlament in letzter Minute doch noch eine Mehrheit zu bekommen. Da die EU Nachverhandlungen bisher verweigert und radikale Brexit-Befürworter einen „No Deal“ durchaus riskieren möchten, werden der Kompromisssuche der Premierministerin wenig Aussichten auf Erfolg beschieden.