Vorarlberg fürchtet Feuerbrand-Jahr
Die letzten heißen Tage während der Kernobstblüte haben den Vorarlberger Obstbauern große Sorgen bereitet, denn eine derart extreme Wettersituation bietet ideale Verbreitungsbedingungen für die gefährlichen Feuerbrandbakterien. Laut der ARGE Erwerbsobstbauern liegen die mit speziellen Computerprogrammen errechneten Infektionswerte teilweise beim Dreifachen des Grenzwertes. Die Beprobungen von Blüten aus Obstanlagen zeigen eine teils massive Besiedelung mit Feuerbrandbakterien, was der obersten Stufe des fünfteiligen Vorarlberger Gefahrenstufenplans entspricht und enorme Schäden mit großflächigen Rodungen ähnlich wie 2007 befürchten lässt. Aus diesem Grund hat der Amtliche Pflanzenschutz der Landwirtschaftskammer für sechs Erwerbsobstbauern, die per Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Bregenz berechtigt waren, den Einsatz des Wirkstoffs Streptomycin freigegeben. Vor allem bei einigen extrem gefährdeten Birnenanlagen in Seegemeinden wurde es heuer eingesetzt. Die meisten Anlagen wurden aber mit Alternativmitteln behandelt.
Die ARGE beklagt, dass trotz umfangreicher Lösungsansätze aus der Feuerbrandforschung deren praxistaugliche Aufbereitung weitgehend fehlt und es keine reguläre Zulassung für unbedenkliche Alternativmittel aus Algenextrakten, Kalialaun und ähnlichem gibt, die in Versuchen passable Wirkungsgrade zeigten.
Außerdem gibt es seit Jahren Bemühungen, robuste, aber unbekannte Sorten anzupflanzen, wobei es schwierig sei, entsprechende Bäume zu bekommen und die Früchte im Handel zu vermarkten. Um die Situation zu verbessern, seien zum einen reguläre, langfristige Zulassungen für die unbedenklichen Alternativmittel notwendig, zum anderen Gespräche mit dem Handel über die Einführung robuster Apfelsorten in Anbau und Vermarktung, fordern die Ländle Obstbauern. Die Gemeinden und die Bevölkerung werden aufgerufen, weiterhin mit Vorbeugemaßnahmen bei der Feuerbrandbekämpfung mitzuhelfen. Ziel sei es, auf Streptomycin völlig zu verzichten.