Mobile Hühnerhaltung für Einsteiger und Direktvermarkter
Marktchance Immer mehr Verbraucher entscheiden sich für Eier aus ökologischer Freilandhaltung, vor allem dann, wenn die Produkte aus der Region kommen. Eine Chance für Ökobetriebe, in diesen Markt einzusteigen, bieten mobile Hühnerställe.
von Ruedi Hunger
Die Nachfrage nach Eiern aus regionaler, ökologischer Freilandhaltung nimmt stetig zu. Ökobetriebe, die an diesem Markt partizipieren möchten, müssen nicht zwangsläufig in große Geflügelställe investieren. Mobile Hühnerställe bieten insbesondere kleineren, direkt- oder regionalvermarktenden Betrieben die Möglichkeit, in die Hühnerhaltung einzusteigen.
Die Idee der mobilen Geflügelhaltung ist nicht neu. Bewegliche Geflügelställe gab es schon vor über 80 Jahren. Zum Beispiel, um die Hühner auf die Stoppelfelder zu bringen, wo sie die bei der Ernte ausgefallenen Getreidekörner aufpicken konnten. In den Jahren ab 2000 griff vor allem die ökologische Landwirtschaft die alte Idee wieder neu auf und entwickelte sie in modernen Mobilställen weiter. Man sah in der mobilen Geflügelhaltung vor allem eine Möglichkeit, die Überweidung und die damit einhergehenden hohen Nährstoffeinträge im stallnahen Bereich zu reduzieren.
Was anfangs noch wie ein vorübergehender Trend wirkte, hat sich über die Jahre zu einem praktikablen und standortangepassten Haltungssystem entwickelt. Heute gibt es zahlreiche professionelle Anbieter mobiler Hühnerställe, die für jeden Einsatzzweck das passende Modell liefern können.
Vorteile der mobilen Geflügelhaltung Ein bedeutender Vorteil der mobilen Hühnerhaltung liegt im optimalen Auslaufmanagement: Legehennen in der Freilandhaltung neigen dazu, die Auslauffläche im stallnahen Bereich sehr intensiv zu nutzen und abzuweiden, was sich meist negativ auf Bewuchs, Boden und Grundwasser auswirkt. In der mobilen Hühnerhaltung können durch das regelmäßige und rechtzeitige Versetzen der Mobilställe solche unerwünschten Folgen der intensiven Auslaufnutzung deutlich reduziert werden.
Ein weiterer Vorzug mobiler Hühnerställe: Sie bieten die Möglichkeit zur Haltung kleinerer Tierbestände. Dies ermöglicht vor allem kleinen Betrieben den „einfachen Einstieg“ in die Hühnerhaltung, ohne großes finanzielles Risiko. Denn im Gegensatz zu einem stationären Stall kann man einen Mobilstall wieder verkaufen.
Besonders geeignet ist die mobile Hühnerhaltung für Direktvermarkter. Denn Eier aus mobiler Haltung können bei gezielter Kundeninformation im oberen Preissegment abgesetzt werden. Tiere, die sich wohlfühlen, ein gepflegter Auslauf und ein optisch ansprechender Stall: Alles das steigert die Akzeptanz bei der Kundschaft für dieses Haltungsverfahren und damit die Bereitschaft, einen entsprechend höheren Preis für das Produkt zu zahlen. Der ist allerdings auch nötig. Denn die Investitionskosten je Tierplatz und der Arbeitsaufwand sind in der Regel höher als bei den – meist größeren – stationären Stallanlagen.
Neueinsteiger sollten lieber klein anfangen Vor dem Einstieg in die mobile Geflügelhaltung sollte geklärt sein, ob und in welchem Umfang personelle Kapazitäten für die zusätzlich anfallenden Arbeiten verfügbar sind. Denn daran bemisst sich die angestrebte Tierzahl, die Stallgröße, der Technisierungsgrad und letztlich das Investitionsvolumen. Wer neu in die Geflügelhaltung einsteigt, sollte mit kleineren Einheiten – bis etwa 300 Hennen – beginnen und dann langsam steigern. Zudem wird empfohlen, im Vorfeld Fortbildungs- und Beratungsangebote wahrzunehmen, damit die Arbeiten tier-, sach- und fachgerecht ausgeführt werden können.
Faktoren für die Wahl des Mobilstalls Neben den verfügbaren Arbeitskapazitäten gibt es weitere Faktoren, die Einfluss auf die Art und Größe des Stalls haben. Einer davon ist die auf dem Betrieb verfügbare Zugkraft zum Versetzen des Stalls. Außerdem sollten die Bodenverhältnisse und der Geländetyp Berücksichtigung finden. So sind zum Beispiel tonige „schwere“ Böden in niederschlagsreichen Zeiten nur schwer zu befahren. Man braucht dann schon ein gutes Fahrwerk und bodenschonende Bereifung, um den Stall bewegen zu können. Auch hängige Auslaufflächen erschweren den Transport des Stalls und mindern die Standfestigkeit. Eine weitere Frage, die vorab geklärt werden sollte: Wie häufig und über welche Distanzen muss der Stall bewegt werden? Für größere Entfernungen muss dieser wege- und straßentauglich sein.
Ein wichtiger Faktor ist auch der Grad der Technisierung des Mobilstalls. Neben der verfügbaren Arbeitskapazität ist hier vor allem der Standort die wichtige Einflussgröße: Befinden sich die Auslaufflächen im hofnahen Bereich, kann die reguläre Wasser- und Stromversorgung auch für den Mobilstall genutzt werden. Bei hoffernen Standorten ist hingegen eine autarke Versorgung unausweichlich.
Rechtliche Auflagen beachten Schließlich bleibt noch die Frage nach Recht und Gesetz. Auch Mobilställe müssen die gesetzlichen Anforderungen an die Haltung von Nutztieren erfüllen. Für Ökobetriebe gelten darüber hinaus die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau. Grundsätzlich benötigen Mobilställe auch eine Baugenehmigung. Die Prüf- und Genehmigungsverfahren sind bundesweit bislang leider noch sehr uneinheitlich geregelt, sodass es je nach Region und Größe des geplanten Stalls zu unterschiedlich langen Wartezeiten kommt. Dazu sollte man sich früh genug vom zuständigen Bauamt Informationen einholen.
Welche Bauarten gibt es?
Teilmobil Teilmobile Ställe werden mehrmals im Jahr (ein- bis viermal) zwischen zwei Standplätzen versetzt. Sie sind häufig auf Kufen montiert und haben feste Standplätze mit Wasser- und Stromanschluss, zwischen denen sie hin- und hergezogen werden. Daneben gibt es aber auch autark ausgestattete teilmobile Ställe, die Wassertank und Futtersilo auf Kufen mitführen.
Vollmobil Vollmobile Ställe werden so häufig versetzt, dass sich die Fläche unter dem Stall auch ohne Nachsaat regenerieren kann. Der stallnahe Bereich der Auslauffläche ist deshalb dauerhaft intakt. Je nach Standort und Vegetationsverlauf ist ein Wechsel nach etwa 7 bis 28 Tagen sinnvoll. Für dieses System sind gute Fahrwerke und eine geschlossene Bodenplatte unerlässlich. Das vollmobile System ist autark, das heißt, der Stall führt Wasser- und Futtervorrat mit. Die Motoren werden mithilfe von Batterien angetrieben, die sich meist aus Photovoltaikanlagen speisen.
Parasitenanreicherungen, Überdüngung und Verschlammung des Bodens lassen sich mit einem vollmobilen Stallsystem am besten vermeiden. Die Tiere finden direkt im stallnahen Bereich Grünfütter und nehmen daher mehr davon auf. Der Zugkraftbedarf, die Ansprüche an die Bodenverhältnisse und Topografie sind etwas geringer als bei teilmobilen Systemen.
Aufgrund der aufwändigeren Ausstattung sind die Kosten je Hennenplatz im vollmobilen Stall allerdings höher als in der teilmobilen Version.
Vor dem Einstieg gut informieren Aufgrund der stark steigenden Nachfrage hat sich der Markt der Mobilstallhersteller in den vergangenen fünf Jahren vergrößert. Die heute angebotene Palette an Stalltypen bietet für nahezu jeden Betrieb und Einsatzzweck eine bedarfsgerechte Lösung.
Vor dem Kauf eines Mobilstalls sollte man sich gut über die mobile Geflügelhaltung und die möglichen Stalltypen informieren. Sehr wertvoll für erste Einblicke in die neue Haltungsform ist auch der direkte Kontakt zu Biobetrieben, die bereits in die mobile Hühnerhaltung eingestiegen sind.
Ruedi Hunger ist Agrarjournalist in der Schweiz.