31. Freilandtagung mit Lösungsanspruch
Sie ist schon zur Institution aufgestiegen. Seit dreißig Jahren gelingt es dem Freilandverband unter der Leitung von Reinhard Geßl mit der Freilandtagung nicht bloß wissenschaftlich auf der Höhe der Zeit zu sein, sondern für die Zukunft relevante Fragen der Nutztierhaltung in die öffentliche Diskussion zu bringen.
Die abwechselnd auf der Universität für Bodenkultur und der veterinärmedizinischen Universität in Wien stattfindende Tagung ist aus dem Kalender neugieriger Bauern, Forscher, Berater und anderer Einflussnehmer nicht wegzudenken. Deshalb sei auch gleich der Termin der nächstjährigen Tagung angekündigt: 25. September 2025
Wer wissen will, was in der artgerechten Haltung von Rind, Huhn und Schwein beforscht wird, pilgert einmal im Jahr zur Freilandtagung. Deren 31. Ausgabe steht unter dem Anspruch, den Haltern nicht bloß Probleme aufzuzeigen, sondern für sie auch Lösungen anzubieten. Im Detail nachzulesen sind die präsentierten Vorträge im Tagungsband, der unter www.freiland.or.at zu finden ist.
Aus der Haltung von Legehennen wurde deren Tendenz zum lebensbedrohlichen Anhäufen ausführlich behandelt. Zur Vermeidung könnten nebst anderem mittägliche Kontrollgänge und kleinere Herden unter 3000 Tieren beitragen. Der Anhäufung von Dünger und der damit verbundenen Verlagerung in den Unterboden in Stallnähe bei Freilandhaltung widmet sich Jürgen Heß aus Kassel. Konsequentem Versetzen von Mobilställen wird die größte Effektivität diesbezüglich bescheinigt. Substrate wie Hackschnitzel und Sand erwiesen sich als wenig tauglich.
Ausführlich wurden auch Themen für die quantitativ bedeutenden Rinderhalter erörtert. Walter Starz von der HBLFA Gumpenstein untersuchte die Integration des Wiederkäuers in die Ackerfruchtfolge und ob sich Raufuttererträge in Trockengebieten durch Kräutereinsatz steigern ließen. Die Beschattung der am Acker weidenden Rinder könnte am effektivsten mit Agroforstelementen erfüllt werden.
Von Untersuchungen zur Beweidung von Steilflächen und Hutweiden berichtete Wolfgang Angeringer, Bioberater der LK-Steiermark. Aus der Praxis werden Argumente wie Ganglbildung und Trittschäden ins Treffen geführt. Ob sich eine Fläche aufgrund der Bodenart beweiden lässt, kann mittels www.bodenkarte.at eruiert werden. Steilflächen zu beweiden gelingt durch Anlage von Koppeln am besten. Ganglbildung kann durch Mähweiden eingedämmt werden. Aber auch bei fest etablierten Gangln und schonender Koppelweideführung können sich artenreiche und arbeitsarme Terrassenweiden ausbilden.
Der Philosoph Christian Dürnberger, fast schon so etwas wie ein Stammreferent der Tagung, erfrischte die Zuhörer mit seinem Beitrag zur ethischen Sicht auf die Debatte ums Laborfleisch. Veganer und solche auf dem Weg der Fleischlosigkeit dürften seiner Einschätzung nach nicht die künftigen Konsumenten von Kunstfleisch sein, denn die wollen ja weg vom Fleisch. Bisherige Fleischesser könnten den Laborburger bevorzugen, weil der Geschmack akzeptabel sei, aber kein „Töten“ notwendig sei. Dirnberger erwartet, dass neben Laborfleisch nur Produkte mit höchsten Tierwohl-Standards gesellschaftlich akzeptiert sein werden.