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Weißanstriche schützen ­Obstbäume

Schutz Gegen Ende des Winters besteht für Obstbäume (und nicht nur für diese Bäume) die Gefahr der sogenannten Frostrisse. Die Februarnächte sind meistens die kältesten des Jahres, wo Stein und Bein durchfriert.

Andererseits hat die Sonne bereits so viel Kraft, dass die Zellen tagsüber auftauen und Saft führen. Durch diese starken Temperaturunterschiede zwischen kalten Frostnächten und warmen, sonnigen Mittagsstunden entstehen Spannungen im Rindengewebe, die bei zu starker Belastung zum Platzen der Rinde führen. In klirrenden Frostnächten kann man gelegentlich die plötzlichen Risse wie Pistolenschüsse hören.
Es entstehen sogenannte Frostrisse, die unter Umständen an Obstbäumen einen Schaden bewirken, der mit dem Absterben des gesamten Baumes enden kann. Es ist derselbe physikalische Vorgang, der eine nicht entleerte Wasserleitung zum Bersten bringt. Besonders häufig sind Frostrisse bei Bäumen, die zu spät und zu viel mit Stickstoff gedüngt wurden, so dass die Holzteile bis zum Herbst nicht genügend ausreifen konnten.
Eine weitere Gefahr stellt Sonnenbrand an der Rinde dar. Immer häufiger werden Schäden durch Überhitzung registriert, verursacht durch das plötzliche Freistellen von Stämmen und Ästen. Bei Pflanzungen in der Vegetationszeit führt intensive Sonneneinstrahlung zur Überhitzung der Rinde und es kommt zu Sommersonnennekrosen, auch als Rindenbrand bezeichnet. Auslöser ist hier meist die direkte Sonneneinstrahlung auf die nicht abgehärtete Rinde. Besonders frisch gepflanzte Jungbäume sowie am Stamm älterer Obstbäume mit glatter Rinde kann Weißanstrich diese Gefahren verringern.

Im Fachhandel gibt es dafür Fertigpräparate auf verschiedener Grundlage und mit unterschiedlicher Haftfähigkeit, z. B. Bio- Baumanstrich und Weißanstrich auf der Grundlage von Bentonitmehl. Alle bewirken außer Sonnenschutz eine glatte Rinde und verhindern den Algenbewuchs. Anhaltender Regen wäscht sie aber vergleichsweise schnell ab. Zur besseren Haftfähigkeit kann man etwas Tapetenkleister oder 3 % Wasserglas zusetzen.
Alle Produkte haben durch den Anteil an Kieselsäure und Kräuterzusätzen auch noch zusätzlich eine zellstärkende Wirkung. Manchmal werden die aufgetragenen Schlämme nach dem Trocknen nicht weiß genug. Die helle Farbe soll aber die Sonnenstrahlen reflektieren, um dadurch extreme Temperaturschwankungen abzumildern.

In früheren Jahren stellten sich die Obstbauern zu diesem Zweck eine äußerst wirksame Mischung aus gelöschtem Kalk, Lehm, frischen Kuhfladen, Rinderblut und Kräutern (Schachtelhalm) selber her. Aus den Zutaten wurde ein dicker Brei angerührt und damit die Baumstämme bis hoch in die Leitäste bestrichen. Vor dem Anstrich wird jedoch die lose Rinde mit einem Rindenkratzer abgeschabt und der Stamm mit einer kräftigen Bürste gesäubert.
Der Anstrich wird bei trockenem, frostfreiem Wetter durchgeführt. Mit Hilfe eines Pinsels oder eines Quastes wird der Brei, der vorher einige Stunden gequollen ist, aufgetragen.
Nützliche Begleiterscheinung des Stammanstrichs ist die vorbeugende Wirkung gegen Schädlinge, Pilzkrankheiten und Wildverbiss. Das Wachstum des Kambiums (das ist ein teilungsfähiges Zellgewebe) wird gefördert, was zur Heilung etwaiger Stammverletzungen führt.
Bei regelmäßigem Weißanstrich der Obstbäume erneuert sich die Baumrinde und wird weitestgehend glatt. Der Baumanstrich kann im Spätherbst erfolgen, meistens ist aber als Frostschutz eine Erneuerung im Februar notwendig. Wegen des Frostes ist ein Wiederholungsanstrich aber nicht immer möglich, so dass die Schäden dennoch entstehen. Dieses Problem taucht häufig bei Eigenmischungen auf.

Fazit Mit der Zunahme von extremen Wetterbedingungen gewinnt der Stammschutz wieder an Bedeutung. Weißanstriche können kostengünstig selbst gemischt oder als professionelle Standardmischungen über den Handel bezogen werden.

Besonders bei der Pflanzung von jungen Obstbäumen sollten Stammschutzmaßnahmen standardmäßig eingesetzt werden.