Der Griff ins Milchregal und seine Folgen
„Obwohl die Milchbauern auch während der Corona-Pandemie verlässliche Partner waren und dafür viel Applaus erhielten, sind die Milchpreise für die Bauern aktuell niedriger als zu Jahresende 2020“, ist der steirische Landwirtschaftskammer -Präsident Franz Titschenbacher enttäuscht. Die Kosten für die bäuerlichen Erzeuger steigen stark, die Erzeugermilchpreis-Entwicklung kann damit nicht Schritt halten, wie die jüngsten Berechnungen der LK zeigen. „Die Bauern brauchen vernünftige, betriebswirtschaftlich vertretbare Erzeugerpreise, sonst ist die wirtschaftliche Absicherung der vorwiegend klein strukturierten Betriebe im Berggebiet in ernster Gefahr“, betont der Präsident.
Während eines Jahrzehnts ist die Zahl der steirischen Milchlieferanten von 5.815 auf 4.055 zurückgegangen. „Der massive Preisdruck, der die für die Bauern höheren Kosten für Tierwohl und für die hohen heimischen Produktionsstandards meist unberücksichtigt lässt, zwingt die Betriebe zum Wachsen, während kleinere Betriebe aufgeben“, erläutert Titschenbacher. „Im Gegensatz dazu wünscht sich die Bevölkerung aber kleiner strukturierte Milchviehbetriebe mit noch mehr Tierwohl.“
„Vor dem Supermarktregal fällt die Wahl, ob die Betriebe zum Wachstum gezwungen werden und die kleineren aufhören müssen“, stellt der Kammerpräsident klar. Doch das Wachstum hat für die bäuerlichen Familienbetriebe Grenzen, weil die Arbeitsbelastung und der Kapitaleinsatz kaum mehr tragbar sind. Außerdem haben Großbetriebe wie jene in Tschechien oder Dänemark bei uns kaum Akzeptanz.
Das Ergebnis des Store-Checks wühlt auf, denn mindestens jede vierte Eigenmarken-Buttersorte (26%) wird aus ausländischer Milch hergestellt. „Wenn tschechische oder holländische Billigstmilch nach langen Transportwegen in Bayern verarbeitet und bei uns verkauft wird, wird für unsere Bauern eine Negativ-Preisspirale in Gang gesetzt. Unsere Landwirte und Molkereien werden dadurch preislich massiv unter Druck gesetzt“, erklärt Titschenbacher.
Eine gewisse Eigenmarken-Buttersorte der größten Supermarktkette gibt zwar eine Molkerei in Bayern an, die Store-Checker habe aber herausgefunden, dass die Milch aus Tschechien sowie aus Deutschland kommen kann. Bei einer anderen Buttersorte desselben Unternehmens kommt zwar die Milch aus Deutschland, die Butter wird aber in den Niederlanden hergestellt. Die zweitgrößte Supermarktkette stellt eine gewisse Eigenmarken-Buttersorte zwar in Deutschland her, verarbeitet aber Milch aus den Niederlanden.