Foto: UBV Steiermark

UBV Steiermark: Rudi Gutjahr neuer Obmann

Der Unabhängige Bauernverband (UBV) Steiermark hat eine neue Führungsspitze: Der Mürztaler Rudi Gutjahr wurde am 1. Dezember 2025 zum neuen Obmann gewählt und folgt damit auf den Ennstaler Hans Ilsinger. Damit geht nach 15 prägenden Jahren an der Spitze des UBV Steiermark eine Ära zu Ende – und eine neue beginnt.

15 Jahre Hans Ilsinger – Aufbauarbeit ohne Parteiapparat

Georg Maier und Erna Feldhofer gründeten den UBV Steiermark im Jahr 2010, zum ersten Obmann wurde damals Hans Ilsinger gewählt. Schon beim ersten Antreten zur Landwirtschaftskammerwahl gelang der Einzug in die Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Steiermark – ein Achtungserfolg für eine bäuerliche Interessensvertretung ohne Parteiapparat.

In den Folgejahren entwickelte Ilsinger mit seinen Mitstreitern den UBV Steiermark zu einem fixen Bestandteil der Bauernvertretung. Der Verband wurde, wie es intern heißt, „zu einem wichtigen Taktgeber für die Agrarpolitik“, der aktuelle Fragen, Herausforderungen und Probleme der bäuerlichen Betriebe offen anspricht.

„Der UBV ist keine Partei. Wir sind eine Interessensgemeinschaft für die Anliegen der Bauern“, lautet die klare Positionsbestimmung. Die Bauern hätten dem UBV „als zweitstärkste Kraft in die Landwirtschaftskammer Steiermark“ das Vertrauen geschenkt, heißt es weiter. Ziel sei es, so stark zu werden, „dass man nicht wie bisher über jeden anderen Gedanken oder eine andere Idee als Mehrheitsfraktion drüberfahren kann, wie dies derzeit durch den BB der Fall ist.“

Kennzeichnend für Ilsingers Stil war, dass es dem UBV nie um reine Lautstärke ging: „‚Lärm für nix‘ war weder für Ilsinger – noch ist das für den UBV – die Orientierung bei den Aktivitäten.“ Entscheidend sei, „Probleme konkret aufzuzeigen und dann auch eine echte, umsetzbare Lösung auf den Tisch zu legen.“

Gemeinsam mit dem früh verstorbenen Obstbauern Hans Herbst und einem engagierten Team prägte Ilsinger das UBV-Programm wesentlich mit. Der leidenschaftliche Bergbauer, der gemeinsam mit seiner Frau Birgit seit vielen Jahren den Sommer auf der bekannten Schrabachalm verbringt, setzte sich konsequent für bessere Rahmenbedingungen und faire Spielregeln für die Bauern ein.

Der UBV Steiermark und der UBV Österreich danken Hans Ilsinger ausdrücklich „für Mut, Engagement, Leidenschaft und Handschlagqualität“, mit der er seine Arbeit für die Bauern umgesetzt habe.

Rudi Gutjahr – vom Landjugend-Obmann zum UBV-Landesobmann

Mit Rudi Gutjahr übernimmt ein profilierter Praktiker und erfahrener Interessenvertreter die Führung des UBV Steiermark. Er stammt aus Sölsnitz bei Allerheiligen im Mürztal, ist der älteste von vier Geschwistern (geb. 08.08.1975) und wuchs am elterlichen Bergbauernhof im Vollerwerb auf. „Rudi Gutjahr hat bereits von Kindesalter an die Freude am Bauer-Sein gefunden“, heißt es aus seinem Umfeld.

Nach den Pflichtschulen absolvierte er die landwirtschaftliche Fachschule Hafendorf und schloss dort unter anderem eine Betriebsschlosserlehre ab. Es folgten die Unternehmerakademie am WIFI Graz und die Meisterschule für Metalltechnik, ebenfalls am WIFI Graz.

Früh übernahm Gutjahr Verantwortung in der Landjugend:

  • ab 2000 Mitglied im Landesvorstand

  • 2001–2003 Landesobmann der Steirischen Landjugend

  • 2003–2005 Bundesobmann-Stellvertreter der Landjugend Österreich

2004 übernahm er den elterlichen Betrieb mit Rinderhaltung, Ochsenmast und Forstwirtschaft. 2014 stellte er auf einen Pferde-Einstellbetrieb und biologische Landwirtschaft um.

Starke Arbeitnehmer-Vertretung – und heute Sicherheitsfachkraft

Parallel zur Landwirtschaft baute Gutjahr eine eindrucksvolle Laufbahn in der Arbeitnehmervertretung auf. Er war von 2008 bis 2023 Betriebsratsvorsitzender, von 2021 bis 2023 sogar europaweiter Vorsitzender des Konzernbetriebsrats in einem Industriekonzern mit rund 3.000 Beschäftigten.

Weitere Stationen:

  • 2018–2023 Landesvorsitzender einer christlichen Gewerkschaftsfraktion im Produktionsbereich in der Steiermark

  • Mitglied im Landesvorstand dieser Gewerkschaft und im Bundesvorstand der Bundesorganisation

  • 2018–2023 Mitglied im Verhandlungsgremium für Kollektivverträge der metalltechnischen Industrie

  • 2015–2019 und 2021–2023 Arbeiterkammerrat in der Arbeiterkammer Steiermark

  • 2023/24 Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft am BFI Leoben (Arbeitnehmerschutz, Arbeitssicherheit, Maschinensicherheit)

Seit Anfang 2025 ist Gutjahr als selbstständige Sicherheitsfachkraft, Brandschutzbeauftragter und freiberuflicher Trainer am BFI Steiermark tätig – und gleichzeitig Nebenerwerbsbauer mit vollem Einsatz am Betrieb.

„Der UBV spricht Probleme offen an“ – erste Worte als Obmann

Die Aktivitäten des UBV Steiermark verfolgte Gutjahr bereits seit Jahren mit großem Interesse. In einem seiner ersten Statements als neuer Landesobmann betont er:

„Mir ist aufgefallen, dass der UBV ‚Probleme oder Baustellen‘ bei der Agrarpolitik immer direkt und ungeschminkt offen anspricht. Das schmeckt nicht jedem. Jedoch immer mit Fakten belegt sowie mit dem Willen, Probleme zu lösen. Konkrete, umsetzbare Lösungen für Herausforderungen, das gefällt mir. Denn es geht immer um die Sache.“

Sein politischer Zugang ist klar: „Es darf nie eine Partei – die Partei – über den Menschen oder über einer Sache stehen.“ Als die Frage an ihn herangetragen wurde, ob er als Obmann beim UBV mitwirken wolle, habe er „nach kurzer Bedenkzeit diese Einladung gerne angenommen.“

Sein Ziel beschreibt Gutjahr so: „Ich hoffe, ich kann mit dem Vertrauen sowie dem guten Team des UBV Steiermark gute Beiträge leisten, die für uns Bauern Lösungen erwirken und die Einkommen stärken.“

„Unternehmer Bauer“ statt Sozialromantik

Gutjahr fordert für die bäuerliche Praxis faire wirtschaftliche Rahmenbedingungen: „Dazu gehören gute, faire Spielregeln wie Rahmenbedingungen. Weil man muss, wie in jeder anderen Branche, auch als ‚Unternehmer Bauer‘ bei aller Freude dazu ökonomische Erfolge haben.“

Eine klare Absage erteilt er einer rein symbolischen Agrarpolitik: „Wir wollen nicht vor lauter Sozialromantik die Existenzen der Bauernhöfe ruinieren, wie dies die aktuelle EU-GAP und damit auch die Agrarpolitik im Land tun. Ein Bauer, der kein Geld verdient, der am Ende vielleicht von der Substanz leben soll, der ruiniert die Existenz.“

Die derzeitigen Rahmenbedingungen seien so, „dass die Bauern zu oft im Tal der Tränen landen. Das wollen und müssen wir ändern.“ Nur dann gebe es „einen ökonomisch gesunden Bauernstand, den auch die Gesellschaft dringend benötigt.“

Gutjahr spannt den Bogen von der Einkommenssicherung bis zur Kulturlandschaft: „Ökonomisch gesunde Bauernhöfe bedeuten junge Menschen am Land, auf den Betrieben. Das bedeutet in weiterer Folge Tierhaltung. Die ist Grundvoraussetzung, damit unsere Regionen, vor allem die Bergregionen, mit der Bewirtschaftung zur Futtergewinnung auch eine wunderbare Erholungs-Kulturlandschaft darstellen. Das geht nur mit Bauern.“

Nebenerwerbsbauern im Fokus: „Man kann nur einmal erkranken“

Als Nebenerwerbsbauer kennt Gutjahr die Doppelbelastung aus Erwerbsarbeit und Hof allzu gut: „Ich bin auch Nebenerwerbsbauer mit Vollzeit-Einsatz am Betrieb. Ich kenne alle Sorgen der Nebenerwerbsbauern. Diese sind mir ein zusätzliches, besonderes Anliegen.“

Daraus leitet er konkrete politische Ziele ab:

  1. Keine doppelte Krankenversicherung für Nebenerwerbsbauern
    „Man kann nur einmal erkranken. Daher ist die doppelte Krankenversicherung umgehend zu streichen.“ Die Einsparung bei den Lohnnebenkosten solle geteilt werden: „50% beim Betrieb bleiben und 50% soll der Bauer als Arbeitnehmer bekommen.“

  2. Streichung der Einheitswert-Grenze beim Arbeitslosengeld
    Derzeit entscheidet eine Einheitswert-Grenze, ob ein Nebenerwerbsbauer im Anlassfall Arbeitslosengeld erhält oder nicht. Für Gutjahr ist das „eine besondere Ungerechtigkeit“: „Wer einzahlt, muss auch Arbeitslosengeld im Anlassfall bekommen. Es wird auch sonst keinem Arbeitnehmer das Arbeitslosengeld gestrichen, nur weil er Eigentümer einer Villa im Millionenwert oder sonstiges Vermögen hat.“

Mit der Wahl von Rudi Gutjahr zum UBV-Obmann Steiermark setzt der Unabhängige Bauernverband ein deutliches Signal: Kontinuität im klaren, kritischen Kurs gegenüber der aktuellen Agrarpolitik – verbunden mit einem verstärkten Fokus auf wirtschaftliche Fairness, Nebenerwerbsbauern und zukunftsfähige Rahmenbedingungen für den bäuerlichen Berufsstand.