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Spätfröste bereiten Winzern Sorgen

Etwa 90 Teilnehmer aus dem Burgenland und Niederösterreich informierten sich in der Landwirtschaftskammer Burgenland in Eisenstadt über mögliche Maßnahmen bei Spätfrost im heimischen Weinbau.

Eingangs zeigte Josef Eitzinger, Leiter des Institutes für Meteorologie an der Boku, auf, wie sich das Klima laut Prognosen in den nächsten Jahrzehnten ändern wird und welche Auswirkungen dies auf Anbaugebiete und Ertragsbedingungen haben wird. Dabei werden besonders die Bodenbeschaffenheit und die Sicherstellung einer ausreichenden Wasserversorgung eine große Rolle spielen. Erhard Kührer, Leiter des Rebschutzdienstes Krems, ließ die Anwesenden an seinen Erfahrungen aus zahlreichen Versuchen, Spätfrostschäden im Weingarten zu vermeiden, teilhaben. Neben bereits praktizierten Methoden, wie dem Räuchern, das nur in windstillen klaren Nächten, bei Strahlungsfrost Sinn macht – so kann die durch Rauch vernebelte Luft das Abstrahlen der Wärme aus dem Boden in das Weltall verhindern -, wurde auch ein alternativer Ansatz im Zuge eines Minimalschnittsystems erläutert. Dabei wird nur wenig Rebholz entfernt, am Stock verbleiben mehr Haupttriebe als bei der klassischen Spaliererziehung, wodurch ein Triebverlust durch Frost weniger spürbar ist. Außerdem befinden sich diese in einer Höhe von 100 bis 180 cm und somit in weniger exponierten Bereichen. Der höhere Altholzanteil, in welchem der Rebstock vermehrt Reservestoffe als Frostschutz einlagert, macht diese Erziehungsform zusätzlich für eine langfristige Spätfrostprävention interessant.

Eine neue Maßnahme, die die Temperatur unmittelbar im Bereich der Bogrebe erhöht, wurde von Georg Merkle und dessen Sohn vorgestellt. Die beiden Winzer aus Ochsenbach (Baden-Württemberg) haben im eigenen Weingarten bereits Erfahrung mit der Anwendung eines Heizdrahtsystems gemacht. Dabei soll durch die relativ einfache Installation eines elektrisch betriebenen Heizdrahtes entlang des Biegedrahtes im Weingarten, die Temperatur soweit erhöht werden, dass es zu geringeren Ertragsausfällen durch Spätfrost kommt. Derzeit ist das System für Weingartenreihen bis 160 m Länge und individuell von jedem einzelnen Winzer anwendbar. Optimierungen, die die Anwenderfreundlichkeit weiter vereinfachen sind ebenso geplant wie Versuche an der Weinbauschule Krems.

Wie durch das Verlangsamen der Knospenatmung mittels Ölapplikationen der Rebaustrieb verzögert werden kann, erklärte Astrid Forneck, Leiterin der Abteilung Wein- und Obstbau der Boku. Dadurch wird je nach Applikationszeitpunkt und Anzahl der Anwendungen der Austriebszeitpunkt um so viele Tage verschoben, dass die Knospen und grünen Rebteile bei Eintritt des Spätfrostereignisses durch ihre verlangsamte Entwicklung weniger empfindlich auf Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sind. Da die Applikation zum Zeitpunkt der Öffnung der Knospenschuppen wesentlich ist, um zufriedenstellende Ergebnisse hinsichtlich der Verzögerung zu erreichen, dieser Zeitpunkt jedoch aufgrund von Rebsorte und Witterung oft regional sehr unterschiedlich sein kann, bedarf es hierfür eine praxistaugliche Empfehlung noch an weiteren Forschungsaktivitäten, welchen sich die Vortragende laut eigener Aussage in weiterer Folge widmen wird. Derzeit gibt es kein Produkt beziehungsweise Öl, welches für eine derartige Anwendung zugelassen ist.