Foto: Lindner

Selbst ist der Traktor

Wohl zurecht als bedeutenden Einschnitt in der Unternehmensgeschichte des Tiroler Traditionsbetriebes Lindner kann man die Entwicklung des „Lintrac 90“ vor vier Jahren bezeichnen. Mit einem Traktor mit mitlenkender Hinterachse und Stufenlosgetriebe hat man auch im weltweiten Vergleich Pflöcke eingeschlagen. 600 verkaufte Maschinen später erweitert Lindner nun mit dem Lintrac 110 die Produktfamilie und will damit neue Märkte in Angriff nehmen. Das 90 PS starke erste Modell war speziell für die Berglandwirtschaft und Sonderkulturen wie Wein oder Hopfen gedacht war. Mit der 110 PS starken Erweiterung – will man nun verstärkt im Grünland punkten. Eine noch komfortablere Kabine, eine größere Hinterachse und vor allem das neue stufenlose TMT 11-Getriebe von ZF sollen den Lintrac für mehr Leistungsfähigkeit bereit machen.

„Der neue Lintrac wird uns in unseren Kernmärkten Österreich, Deutschland oder Frankreich helfen“, so Exportleiter David Lindner. Darüber hinaus lege man aber auch einen neuen Exportfokus auf Skandinavien, Großbritannien und Irland.“ Innovationsführer wollen die Tiroler beim autonomen Fahren im Grünland sein. Gemeinsam mit ZF Friedrichshafen habe man den TracLinc-Pilot für hochautomatisiertes Fahren entwickelt. Rein technisch gesehen könnte der Lintrac damit bald völlig autonom über die Wiesen fahren und dort vollautomatisch Arbeiten wiederholen, auf die ihn ein menschlicher Pilot zuvor angelernt hat. Auch einem zweiten, herkömmlichen Traktor kann der Lintrac 110 alleine auf den Straßen folgen. Viele Gedanken haben sich die Entwickler über die Sicherheit dabei gemacht. So erkennt der Traktor Hindernisse und Personen und stoppt. Per App kann er nach Abklärung der Situation wieder in Gang gesetzt werden. All das ist laut Gesetzgeber in Europa allerdings noch nicht erlaubt, weswegen man bei Lindner momentan nur von einem Prototypen sprechen kann, der im abgesperrten Gelände seine Kunststücke vorführt. „Was er könnte, wenn er dürfte…“, lautet daher der Werbeslogan fürs autonome Fahren. David Lindner: „Wir bereiten aber jeden Lintrac so vor, dass er für das autonome Fahren nachgerüstet werden kann, sobald es erlaubt ist.“

STEFAN NIMMERVOLL