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Schweine: Wahlzuckerl Spaltenbodenverbot?

Die heimischen Schweinebauern seien seit geraumer Zeit massiver einseitiger und unkonstruktiver Kritik ausgesetzt und deshalb enttäuscht und auch verärgert. „Nicht nur wird ihre Arbeit zu wenig geschätzt, sie werden von bestimmten Tierschutzgruppen beinahe als Verbrecher dargestellt. Zuletzt wurde der perforierte Boden in den Ställen, auch als Vollspaltenboden bekannt, zum neuen Feindbild erkoren“, kritisiert Walter Lederhilger, der Obmann des Verbandes Österreichischer Schweinebauern (VÖS). Die heimische Schweinehaltung werde in den Kampagnen als Schlusslicht Europas bezeichnet, dies werde mit angeblichen ‚Studien‘ untermauert, die nie jemand zu Gesicht bekommen habe.“ Mit dem angekündigten Antrag auf ein Verbot erreicht die Verleumdung der heimischen Schweinebauern einen neuen Höhenpunkt, so Lederhilger.

Vor Neuwahlen bestehe die Gefahr, dass populistische Maßnahmen gesetzt werden, welche sich im Nachhinein nur zu oft als unsinnig und teuer herausgestellt haben. „Mit dem angekündigten Antrag für ein Verbot der Vollspaltenböden wird nun versucht, politisches Kleingeld auf Kosten der heimischen Schweinebauern zu wechseln“, warnt Lederhilger. Er ersuche alle Abgeordneten, welchen die heimische Landwirtschaft und damit auch die Schweinehaltung ein Anliegen ist, einem solchen Verbot die Zustimmung zu verweigern. „Ein unmittelbares Verbot hätte massive negative Auswirkungen für die Schweinebauern und würde wohl vollends das Ende der Selbstversorgung mit heimischem Schweinefleisch bedeuten. Damit werden Importen Tür und Tor geöffnet, es wird heimische Wertschöpfung zunichte gemacht und der ländliche Raum massiv geschwächt. Sollte es wirklich zu einem Verbot der Vollspaltenböden bei uns kommen, muss im Handumdrehen auch ein Importverbot für Ware aus Vollspaltenhaltung kommen, alles andere wäre inkonsequent. Eine kleine Gruppe verursacht mit ihren vollkommen überzogenen Forderungen Verschlechterungen für die Breite der Gesellschaft, das kann niemand ernsthaft wollen“, so Lederhilger.

Tierwohl und Tiergesundheit auf einen einzelnen Aspekt eines Haltungssystems wie den Fußboden zu beschränken, zeuge von fehlendem Wissen über Zusammenhänge in der Tierhaltung. „Wenn Schweden von bestimmten Gruppen als ultimatives Musterbeispiel für Schweinehaltung dargestellt wird, so muss man auch erwähnen, dass das Land seit seinem EU-Beitritt einen Großteil seiner Schweineproduktion verloren hat. Dies ist darauf zurückzuführen, dass den dortigen Produzenten aufgrund der sehr hohen Standards die Wettbewerbsfähigkeit genommen wurde. Das Land ist mittlerweile zu einem Importeur von Schweinefleisch und damit auch von ausländischen Tierschutzstandards geworden. Der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch in Schweden liegt nur mehr bei rund 80%“, mahnt Lederhilger.

Da bezüglich Vollspaltenböden auch ein Vergleich mit Ländern wie Dänemark gezogen werde, sei auch ein Blick auf die Durchschnittsbestände angebracht, um ein realistisches Bild zu zeichnen. „In Österreich werden pro Betrieb durchschnittlich 120 Schweine gehalten, in Dänemark sind dies rund 3.800. Die Darstellung, in unserem Land würden ‚Tierfabriken‘ bestehen, ist somit nicht haltbar. Zudem fehlt jegliche wissenschaftlich belastbare Definition des Terms ‚Tierfabrik‘, der bloß negative Emotionen schüren soll“, stellt der Obmann klar.

Markenfleischprogramme mit Strohhaltung würden in Österreich bereits bestehen. Allerdings liege ihr Marktanteil im Lebensmitteleinzelhandel bisher noch immer unter 10%. „Dies hat den Grund, dass die Produkte aus diesen Systemen und Programmen etwas teurer sind. Die heimischen Konsumenten sind aber nur teilweise bereit, diese Mehrkosten zu tragen. Verbote zu fordern, ohne auch die Abgeltung der entstehenden Mehrkosten für Investitionen und laufenden Betrieb für die Landwirtschaft und auch die Konsumenten zu berücksichtigen, zeugt von vollkommener Unkenntnis der landwirtschaftlichen Märkte und Wertschöpfungsketten“, so der VÖS-Obmann.