Plank: „Brauchen Plan A für echte Energiewende“
Bundeskanzler Christian Kern hat in seiner Grundsatzrede unter dem Motto „Plan A für Austria“ auch die Energiewende zum Thema gemacht. Er will mehr Arbeitsplätze, Versorgungssicherheit schaffen, fordert die Verbesserung des Energieeffizienzgesetzes, möchte Österreich zum Forschungsmittelpunkt bei Erneuerbaren machen, Investitionen auslösen und österreichische Unternehmen zu Technologieführern machen. Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, begrüßt grundsätzlich das Ziel des Kanzlers, die Energiewende umzusetzen und den Ökostromausbau voranzutreiben, er weist aber auch auf sehr problematische Elemente in den „energetischen Kernpunkten“ hin.
Kern erklärte in seiner Rede, er wolle mit der Energiewende und insbesondere mit einer „kosteneffizienten Ökostromförderung“ bis zum Jahr 2030 Investitionen von bis zu 40 Mrd. Euro auslösen. „Wir fördern derzeit nicht die besten, effizientesten und saubersten, sondern wir fördern die Technologie, welche die besten Lobbyisten hat“, sagte Kern. Die Ökostromförderung solle daher künftig „viel effizienter“ erfolgen. Dies bedeute etwa, dass die Förderbeiträge für Biogas oder Biomasse stark reduziert werden sollen. Der Kanzler will bis 2030 die heimische Stromerzeugung „fast zur Gänze aus erneuerbaren Quellen ermöglichen“ und „Strom für Haushalte und Industrie billiger machen“.
„Der Versuch, die Erneuerbaren gegeneinander auszuspielen, indem ein Teil des notwendigen Ausbaus über die Abschaltung der Biomasse-Kraftwärmekopplungs-Anlagen finanziert werden soll, ist sehr bedenklich. Die Umschichtung der Mittel würde mehr als 10.000 Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen gefährden“, gibt Plank zu bedenken. Verbunden mit der Strategie des Kanzlers, die Elektrifizierung des Energiesystems durch E-Mobilität und Wärmepumpen voranzutreiben, führe dies zu einer Erhöhung des Winterstromverbrauchs und verschärfe die Importabhängigkeit von Atom- und Kohlestrom. Positiv sieht Plank die geplanten Änderungen im Energieeffizienzgesetz, diese könnten zu einer Erhöhung der Einspareffekte von fossilen Treibstoffen und des Stromverbrauchs führen.
„Im Bioenergiesektor wurde Österreich in den vergangenen Jahren zum weltweiten Technologieführer. Die Verwendung von Reststoffen aus der Holz- und Sägeindustrie, Abfallwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft stellt mittlerweile mehr als 50% der in Österreich eingesetzten erneuerbaren Energie. Knapp 20% des Primärenergiebedarfs basieren schon jetzt auf Biomasse. Bereits 2030 könnte Bioenergie Erdöl als bedeutendsten Energieträger ablösen“, stellt der Präsident des Biomasse-Verbandes fest.
„Soll die Energiewende und eine nachhaltige Energieversorgung für Industrie und Haushalte gelingen, ist ein Ausbau aller erneuerbaren Energien inklusive Bioenergie erforderlich. Wer sich von der Innovationskraft der Branche überzeugen will, kann dies nächste Woche bei der 5. Mitteleuropäischen Biomassekonferenz in Graz tun, zu der wir etwa 1.000 Teilnehmer aus über 40 Ländern und allen Kontinenten begrüßen dürfen“, so Plank.
„Um das Ziel von 100% Ökostrom bis 2030 zu erreichen, muss jetzt die geplante Ökostromgesetznovelle inklusive klarer Regelungen für den Erhalt der Biomasse- und Biogasverstromungen umgehend umgesetzt werden“, stellt Peter Püspök, der Präsident des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), fest. Es bleibe zu hoffen, dass die Kanzlerrede zu raschen Maßnahmen der Regierung führt. „Österreich hat beim Klimaschutz und der Energiewende einen hohen Nachholbedarf“, so Püspök. Auch er hält den Ausbau aller erneuerbaren Energietechnologien und eine Ökologisierung des Steuersystems für notwendig.