OÖ: Respektable Ernte trotz Widrigkeiten
Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker und Pflanzenbaudirektor Christian Krumphuber haben die vorläufigen Ernteergebnisse für Oberösterreich präsentiert. „Die Getreideernte begann heuer in unserem Bundesland so früh wie noch nie. Die lang anhaltende Hitze und Trockenheit hat naturgemäß ihre Spuren hinterlassen. Die Erträge sind regional sehr unterschiedlich, aber in Anbetracht der extrem schwierigen Witterungsbedingungen respektabel. Mais und Soja haben die heurigen Extrembedingungen bisher sehr gut gemeistert, der Grünlandsektor steckt in Nöten. Die Futtergrundlage für viele viehhaltende Betriebe ist stark bedroht, sodass das Thema Luzerne ein Zukunftsthema werden könnte“, fasste Reisecker die Ergebnisse zusammen.
„Anders als behauptet, sind unsere landwirtschaftlichen Böden weder kaputt noch ausgelaugt. Dadurch konnten trotz schwieriger Bedingungen und angespannter Wasserversorgung noch respektable Erträge zustande kommen. Das Wasserhaltevermögen, die Humusgehalte und die biologische Aktivität unserer Böden ist sehr gut. Die Bauern behandeln ihre Böden pfleglich und schauen darauf, dass dieses wichtige Kapital im besten Sinne nachhaltig bewirtschaftet wird“, so Reisecker.
„Die Bodennutzung zeigte sich im heurigen Jahr recht stabil. Dem Zuwachs bei Wintergerste im Ausmaß von 2.000 ha stehen Flächenverluste bei Sommergetreide – vor allem bei Hafer und Sommergerste – etwa im gleichen Ausmaß gegenüber. Der Flächenzuwachs bei Raps war so nicht erwartet worden, ist aber erfreulich“, berichtete Krumphuber. Überraschend stelle sich der stagnierende Sojaanbau dar. Hier seien Zuwächse wie auf Bundesebene erwartet worden.
Der Pflanzenbaudirektor präsentierte dann die Ernteergebnisse im Detail: Der Drusch der Wintergersteum begann heuer in Oberösterreich um den 10. Juni und somit etwa drei Wochen früher. „In Anbetracht der trockenen und heißen Witterungsbedingungen sind die Ernteergebnisse zufriedenstellend. Im Landesschnitt liegen die Erträge bei 70 dt pro ha. Die Ertragsschwankungen sind allerdings groß. Von nahezu Totalausfällen auf leichten Schotterböden bis sehr guten Hektarerträgen von etwa 90 dt reicht die Bandbreite“, so Krumphuber.
Schwächer, aber immer noch respektabel fällt die Winterweizenernte aus. Der später reifende Weizen hat unter der Trockenheit stärker gelitten als etwa die Wintergerste. Die Niederschläge in der zweiten Juni-Hälfte kamen wegen der fortgeschrittenen Vegetation zu spät. Im oberösterreichischen Mittel wird mit Erträgen von 65 dt pro ha gerechnet, das sind rund 10% weniger als der langjährige Durchschnitt. Die Ertragseinbußen sind im Zentralraum größer, im Innviertel etwas geringer. Die Qualitäten – Hektolitergewichte und Eiweißgehalte – sind gut bis sehr gut.
„Wie zu erwarten war, blieben die Rapserträge mit etwa 33 dt pro ha deutlich hinter den ausgezeichneten Vorjahresergebnissen zurück. Der Raps hat insgesamt momentan einen etwas schweren Stand. In Europa wird der überwiegende Teil des Rapsöls als Biodiesel verwendet. Hier sind die Zukunftsperspektiven eher eingetrübt“, verwies Krumphuber auf den rückläufigen Verbrauch an Diesel und die einseitige Diskussion über Bioenergie.
Mais und Sojabohne entwickeln sich laut den LK-Erhebungen – abgesehen von extrem leichten Standorten – durchaus gut und zufriedenstellend. „Zu beachten ist, dass es einen erheblichen Vegetationsvorsprung gibt. Aktuell sind für beide Kulturen gute Erträge zu erwarten, wobei es aufgrund der Futterknappheit im Grünland- und Futterbau Druck geben wird, Körnermais als Silomais zu nutzen“, erläuterte der Experte.