„Ökologisierung der Landwirtschaft als politischer Auftrag“
Die Bewältigung der Herausforderungen angesichts des Klimawandels und damit verbundener Wetterextreme, des Rückgangs der Artenvielfalt, der Grundwasserbelastung etc., mit deren Folgen die Landwirtschaft einerseits immer stärker zu kämpfen hat – etwa in Form von Wasserknappheit und Ernteausfällen -, bei denen sie andererseits aber auch Mitverursacherin ist, standen im Mittelpunkt eines „BürgerInnenforums“ von Bio Austri in Donnerskirchen. Burgenlands Agrarlandesrätin Verena Dunst, Bio Austria-Obfrau Gertraud Grabmann, Greenpeace-Landwirtschaftssprecher Sebastian Theissing-Matei und Martin Pinczker, Geschäftsführer eines Verarbeitungsunternehmens landwirtschaftlicher Rohstoffe, waren sich darin einig, dass zur Bewältigung dieser zahlreichen umwelt- und klimabezogenen Herausforderungen eine Ökologisierung der Landwirtschaft bewerkstelligt werden müsse. Ferner stimmte man überein, dass nachhaltige Veränderungen nur gesamtgesellschaftlich bewältig werden können. Es sei aber Aufgabe der Politik, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Dunst verwies auf den bereits sehr hohen Bio-Anteil im Burgenland, der mit über 31% an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche und beinahe 23% der Betriebe deutlich über dem Österreichschnitt liegt (24% Fläche und 21,2% Betriebe). Die künftige Entwicklung der Branche sieht die Landesrätin in der Ökologisierung und darüber hinaus in regionalen Kreisläufen, wobei auch die Veredelung regionaler landwirtschaftlicher Produkte und deren Verfügbarkeit gestärkt werden müssten. „Die Intensivierung der Landwirtschaft führt zur Auflassung weniger ertragreicher Standorte, wo doch genau diese naturschutzfachlich bedeutend sind und ihre Nutzung zum Erhalt der Biodiversität sowie einer vielfältigen Landschaft notwendig ist“, merkte Dunst an und weiter: „Über Förderungen wie ÖPUL wird ein Anreiz zur Bewirtschaftung solcher Flächen gegeben. Zur Unterstützung und Weiterentwicklung der biologischen Landwirtschaft gibt es ein breites Spektrum an Unterstützung wie bei markt- oder produktionsseitigen Interventionen, aber auch im Bereich Beratung, Aus- und Weiterbildung sowie Forschung.“
Für Grabmann ist die verstärkte Verbraucherinformation über die Vorteile einer nachhaltigen Bewirtschaftung der entscheidende Faktor zur künftigen Entwicklung des Sektors. Gleichzeitig verwies sie auf das Potenzial der Landwirtschaft, durch den Einsatz regenerativer Methoden den Klimawandel positiv zu beeinflussen. „Leider wurden diese Chancen beim Pariser Klimaabkommen nicht berücksichtigt. Ohne aber die Landwirtschaft miteinzubeziehen, werden wir die notwendige Kehrtwende in der Klimapolitik wohl nicht schaffen“, ist Grabmann überzeugt.
Der Landwirtschaftssprecher von Greenpeace betonte, dass auch die konventionelle Landwirtschaft schrittweise ökologisiert werden müsse. Die Verantwortung hierfür sieht er bei der Politik: „Konsumenten können durch bewusstes Einkaufen eine umweltfreundliche Landwirtschaft unterstützen. Die wesentliche Verantwortung trägt allerdings die Politik. Sie muss aktiv die Rahmenbedingungen für eine wachsende biologische Landwirtschaft schaffen.“ Dies sei etwa durch zielgerichtete Förderungen und mehr biologische Lebensmittel in der öffentlichen Beschaffung möglich.
Auch Martin Pinczker verwies auf die entscheidende Rolle der Verbraucher in Bezug auf die künftige Entwicklung der Landwirtschaft durch deren Kaufentscheidungen. „Jeder Griff ins Regal ist eine Entscheidung für oder gegen eine umweltgerechte, biologische Landwirtschaft“, so der Wirtschaftstreibende.