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Oberösterreich will mehr Höfe ins Netz bringen

Nur jeder zehnte Bauernhof in Oberösterreich (2.700 Betriebe) nutzt das Internet und hat eine eigene Website. Dabei ist der Online-Auftritt kein reines Thema der Direktvermarktung oder des Vertriebs: es geht um die realistische Darstellung der gesamten Landwirtschaft, die Image-Arbeit der Branche. „Die vielseitigen Leistungen unserer Bäuerinnen und Bauern müssen für die Öffentlichkeit sichtig und greifbar werden“, formuliert Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Daher startete sein Ressort heuer eine neue Agrarmarketing-Initiative, bei der bäuerliche Betriebe ein Jahr lang in ihrem Online-Auftritt begleitet werden. Nach der Möglichkeit einer Erstberatung durch renommierte Werbeagenturen bei der Rieder Messe und dem Start einer Förderaktion zur Websiteerstellung fand gestern, Dienstag, ein Agrarmarketing-Tag zum Thema „Mein Betrieb im Internet – begeistern mit Facebook & Co“ statt.

Ziel des Agrarmarketing-Schwerpunkts ist es, die Verbraucher dort abzuholen, wo sie auch häufig anzutreffen sind – im Internet. Denn zwei von drei Bürgern ab 15 Jahren haben ein Smartphone, 42% suchen damit online Waren und 21% kaufen via Smartphone ein. Tendenz steigend (Quelle: Statista-Daten Juni 2017).

„Der erste Schritt in der Kommunikation ist der Vertrauensaufbau. Vertrauen können Sie nur aufbauen, wenn Sie offen kommunizieren, wenn Sie transparent sind“, konkretisierte Rainer Haas, vom Institut für Marketing und Innovation der Boku, die Handhabung. Durch die sozialen Medien können Landwirte erstmals neben dem persönlichen Gespräch viele Konsumenten direkt ansprechen. „Etwas über Landwirtschaft zu lernen, wird von vielen dankbar angenommen“, weiß der Experte. „Wir sehen, dass auch bei den Motiven, warum Verbraucher beim Direktvermarkter einkaufen, die soziale Komponente eine starke Bedeutung besitzt. Die Menschen kaufen am Bauernhof nicht nur wegen der Qualität, der Frische sowie dem überragenden Geschmack ein, sondern auch weil sie Interesse an den Menschen haben und den sozialen Kontakt suchen. Das heißt sie suchen das Echte, das Authentische“, so Haas.

Das Boku-Institut für Marketing & Innovation hat verschiedene Studien zur Verwendung sozialer Medien in der Landwirtschaft wie auch zu Motiven für den Einkauf beim Direktvermarkter durchgeführt. Die Bedeutung der Transparenz war auch hier festzustellen, besonders in einer Studie über die Facebook Verwendung von Winzern in Niederösterreich. Dafür wurden die geposteten Inhalte und das Feedback der Verbraucher darauf untersucht. Es zeigte sich, dass Postings mit Ich-Botschaft am meisten Feedback erhalten, wenn sie dem Betrieb ein Gesicht geben oder den Betrieb durch Informationen über die Produktion, den Hof oder die Landschaft transparenter machen. Postings mit Du-Botschaft erhalten am meisten Feedback, wenn diese entweder direkt eine positive Emotion vermitteln oder aber zur Wissenserweiterung beitragen.

„Eine Kaufentscheidung wird heute am Smartphone vorbereitet. Das Handy ist ständiger Begleiter. Dort müssen wir als Landwirtschaft vorkommen“, so der Landesrat, der aus dem Agrarbudget des Landes dafür eine Förderung anbietet: 1.000 Euro oder maximal 50% der Nettokosten bekommen bäuerliche Betriebe für eine neue Website. „Das Hofportrait hängt heute nicht mehr in der Stube, sondern im Internet“, wirbt Hiegelsberger für die Nutzung dieser Förderung. Die Website-Förderung gilt für bäuerliche Betriebe, firmenmäßige Rechnungen werden bis 31. Oktober 2018 anerkannt.