NÖ: Schadholzmenge „wie nie zuvor“
Unvorstellbar viele Borkenkäfer verursachten im Vorjahr in Niederösterreich eine Schadholzmenge von 1,5 Mio. Festmeter. So ein Schaden wurde noch nie zuvor gemeldet. Die Borkenkäfer haben überwintert, sind noch da und vermehren sich weiter. Anhaltende Trockenheit lässt den Waldbesitzern auch heuer keine Zeit zum Durchatmen. Um die Schadsituation bestmöglich abzuschwächen, haben die Landwirtschaftskammer und das Land Niederösterreich Maßnahmen erarbeitet. Die Forstexperten sind sich aber bewusst: Sollten sich das Niederschlagsdefizit und die hohen Temperaturen weiter fortsetzen, wird es trotz dieser Maßnahmen ein enorm schwieriges Jahr für die Waldbesitzer.
Die Situation in Niederösterreichs Wäldern ist aufgrund des Borkenkäferbefalls weiterhin kritisch. Der Befallsdruck ist massiv, die Schadholzmengen enorm, der Abtransport schwierig und der Holzmarkt gesättigt. Die Anstrengungen der LK und des Landes seien intensiv, um für Entlastung zu sorgen. So würden nicht nur Koordinierungsstellen auf Landes- und Bezirksebene eingerichtet, welche als Anlaufstelle bei der Umsetzung bekämpfungstechnischer Maßnahmen fungieren werden. Auch die Bekämpfung selbst soll mit entsprechendem Material unterstützt werden, welches den Betroffenen kostenlos zur Verfügung gestellt werden soll.
Eine Eindämmung des Käfers steht auch für das Land Niederösterreich an erster Stelle. „Aufgrund der aktuellen Borkenkäfersituation ist es notwendig, rasch zu handeln und mit kurzfristigen Maßnahmen unsere Bäuerinnen und Bauern zu unterstützen. Die Forstwirtschaft handelt rasch, um Schadholz aus dem Wald zu bringen. Und wir helfen rasch, um die Forstwirtschaft sowie die Bauern zu unterstützen und unsere Wälder zu schützen. Neben den akuten Maßnahmen setzen wir vor allem darauf, Mischwälder statt Monokulturen aufzuforsten, um die wichtigen Funktionen unserer Wälder auch für nachfolgende Generationen zu erhalten“, erklärt LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
Was der Borkenkäfer für einzelne Betriebe bedeutet, bringt Waldverbandsobmann Franz Fischer anhand eines Beispiels auf den Punkt: „Ein Durchschnittsbetrieb im Waldviertel bewirtschaftet eine Forstfläche von etwa 10 bis 15 ha. Aufgrund der dramatischen Borkenkäfersituation beläuft sich der Schadholzanfall, auch bei guter forstwirtschaftlicher Bewirtschaftung in den Hauptschadensgebieten, auf rund 100 Erntefestmeter. Da der Borkenkäferbefall oftmals einzelstammweise Entnahmen erfordert, sind mit der Schlägerung und Bringung unweigerlich erhöhte Erntekosten verbunden. Das geerntete Holz wird aufgrund des Schädlingsbefalls nur mit deutlichen Preisabschlägen von der Sägeindustrie abgenommen. Auf den Erntefestmeter bezogen beläuft sich der entstandene Schaden durch Wertminderung und erhöhte Holzerntekosten auf rund 50 Euro. Für den Betrieb summiert sich das zu einem Schaden von mindestens 5.000 Euro. Das heißt für unsere Waldbesitzer weniger Geld für mehr Arbeit und frisst den Ertrag jahrzehntelanger Mühe.“
Das vom Land und der LK geschnürte Unterstützungspaket enthält insgesamt sechs Maßnahmen, wie zum Beispiel die Einrichtung von Koordinierungsstellen auf Landes- und Bezirksebene, die die betroffenen Waldbesitzer bei der Organisation der notwendigen Maßnahmen zur Käferbekämpfung und zur Schadensminimierung unterstützen. Weiters gibt es Hilfestellung bei der Käferabwehr durch das Aufstellen von Fallen sowie das Abdecken von gelagertem Rundholz, und schließlich sollen mobile Einsatztrupps weniger erfahrene Grundeigentümer bei der sachgerechten Durchführung der notwendigen Maßnahmen begleiten.
Weiters geht es darum, das Schadholz möglichst schnell aus dem Wald zu bringen. Dafür sollen die erlaubten Höchstgewichte für Holztransporte von 44 auf 50 t angehoben werden ebenso wie die Verarbeitungskapazität der nachgelagerten Industrie, und es werden Nass- wie auch Trockenlager errichtet. Um die weitere Ausbreitung des Käfers zu bremsen, soll die Schadholzaufarbeitung intensiviert werden, indem Kronen und Erntereste im Wald verhackt, Erntereste auf abgeholzten Schadflächen gemulcht und die Entrindung mit dem Harvester mobil durchgeführt werden.
Zu guter Letzt werden Aufforstungen mit standortgerechten Mischwäldern bis zu 80% gefördert. Insgesamt stehen im aktuellen LE-Programm für Maßnahmen zur Pflege und Wiederherstellung gesunder Waldbestände in Niederösterreich rund 25 Mio. Euro zur Verfügung.