Molkereien fürchten Brexit ohne Abkommen
Die europäische Molkereigenossenschaft Arla Foods fordert gemeinsam mit Bauernverbänden aus Großbritannien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland und den Niederlanden von der britischen Regierung und der Europäischen Union, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um einen Austritt Großbritanniens ohne Abkommen (No-Deal-Brexit) zu verhindern. Diese Forderung wurde während der Konferenz „Beyond Brexit: Farming for our Future“ in London laut. Dort trafen sich erstmalig Landwirte, Regierungsvertreter und Unternehmen aus Großbritannien sowie fünf europäischen Mitgliedstaaten zu diesem Thema, wie Dow Jones News berichtet.
„Es ist wichtig, dass die zukünftige Beziehung zwischen Großbritannien und der EU offenbleibt und dass Wettbewerbsgleichheit für Landwirte auf beiden Seiten des Kanals herrscht“, sagte Peter Giortz-Carlsen, Europavorstand von Arla Foods. Mit den festgefahrenen Brexit-Verhandlungen sei die Aussicht auf einen Austritt ohne Abkommen sehr real. Arla habe sich immer wieder gegen einen harten Brexit ausgesprochen und setze sich für eine positive Lösung mit freiem Handel und hohen Tierwohl- beziehungsweise Nahrungsmittelsicherheitsstandards ein.
„Die landwirtschaftliche Lieferkette zwischen Großbritannien und der EU ist einzigartig und wurde über Jahre hinweg aufgebaut. So können landwirtschaftliche Produkte schnell und mit wenig Bürokratie durch die gesamte EU befördert werden. Nur deshalb können die Verbraucher unsere Milchprodukte in solcher Vielfalt und Qualität zu bezahlbaren Preisen genießen. Eine Studie der London School of Economics, die im Auftrag von Arla durchgeführt wurde, zeigt, dass ein No-Deal-Brexit diese Lieferkette unterbrechen würde“, sagte Giortz-Carlsen. Wenn für landwirtschaftliche Erzeugnisse ohne ein Abkommen die höchsten Zollgebühren weltweit anfielen, würde dies den Sektor erheblich beeinträchtigen, worunter letztendlich auch die Verbraucher leiden dürften. Die Folgen wären nämlich höhere Preise und eine geringere Auswahl.
Auch der deutsche Milchindustrie-Verband (MIV) wies darauf hin, dass der anstehende Brexit heftige Folgen für das Marktgeschehen bei Milcherzeugnissen haben werde. Großbritannien sei ein wichtiger Importeur nicht nur bei Joghurt und Butter, sondern auch bei Käse: So produziere das Land weniger Käse als es importiere. Insbesondere die Milchwirtschaft in Irland sei ein wichtiger Lieferant für den Inselstaat und müsse sich ab April 2019 vielleicht verstärkt neue Exportdestinationen suchen. „Wir hoffen immer noch auf eine politische Einigung, die einen harten Brexit ohne Abkommen vermeidet“, sagte MIV-Vorsitzender Peter Stahl.