AMA-Milchforum zum Einklang von Klima und Milch
Die Milchwirtschaft trägt zur Versorgungssicherheit Österreichs bei und ist maßgeblich am Erhalt des Grünlandes beteiligt. Aber wie fällt die Klimabilanz dieser Schlüsselbranche aus, ist sie noch zeitgemäß oder muss sie sich dringend weiterentwickeln und den Blick über den Tellerrand wagen, um zukunftsfähig zu bleiben? Diesen Fragen widmete sich das AMA-Milchforum 2023.
Das frühere Milchsymposium hat heuer einen neuen Namen und einen neuen Austragungsort gefunden. Die Milchbranche gastierte am 31. Mai 2023 im 35. Stock des MyHives am Wienerberg. Der Titel der heurigen Veranstaltung mit rund 150 Teilnehmern lautete „Milchwirtschaft in Österreich: Wertvoller Beitrag oder Klimakiller?“. Mit dem Milchforum bietet die AMA-Marketing als Kommunikationshaus eine Plattform für Informationsaustausch und Diskurs. „Wir als AMA-Marketing gehen weiterhin mit den Branchen gemeinsam den Weg in die Zukunft und sehen uns als Brückenbauer zwischen Konsumenten und Produzenten“, betonte AMA-Marketing Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek
Über den Dächern Wiens präsentierten Experten die aktuelle Forschungslage und gaben Einblicke in die Stimmungsbilder aus der Bevölkerung. Journalist und Autor Andreas Sator polarisierte gleich zu Beginn mit seinen Einschätzungen darüber, inwieweit Nachhaltigkeit und Klimaziele mit der Landwirtschaft kompatibel sind und wie die Relevanz von Gentechnik in der zukünftigen Lebensmittelproduktion steigen wird.
Um Milchproduktion im Alpinen Raum ging es anschließend im Vortrag von Wilhelm Windisch, seines Zeichens Experte für Tierernährung an der TU München. Windisch hob die Wichtigkeit von Nutztieren für einen funktionierenden Kreislauf hervor, da sie die in der Landwirtschaft erzeugte, und für den Menschen nicht essbare, Biomasse upgraden. Nutztiere fördern die Pflanzenproduktion und erzeugen zusätzliche Lebensmittel, so der Experte. Sein Fazit daher: Milchproduktion ist im Alpenraum nach wie vor zeitgemäß, da die Kreislaufwirtschaft funktioniert.
Stefan Hörtenhuber von der BOKU präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse aus der Nutztierhaltung und räumte mit dem Vorwurf auf, die Kuh sei ein Klima-killer. Ihm zufolge verursache die Milchwirtschaft in Österreich um 25 Prozent weniger Treibhausgase als der EU-Durchschnitt.
Darüber, wie sich die größte deutsche Molkereigenossenschaft DMK Group in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat und welchen Herausforderungen man sich dabei stellen musste, erzählte anschließend Oliver Bartelt, Global Head of Corporate Communications der DMK Group. Ein wesentlicher Aspekt, um die Konsumentinnen abzuholen, war, sich dem Thema Nachhaltigkeit ernsthaft zu widmen und zu kommunizieren. Die Milchwirtschaft hat ein Kommunikationsproblem, so Bartelt. Dieses zu lösen, würde unter anderem dem Fachkräftemangel in der Branche entgegenwirken.
Kerstin Wriedt von der Initiative Milch 2.0. in Deutschland präsentierte die Ergebnisse einer neuen Studie zu den Konsumgewohnheiten. Ein Ergebnisse: Die Mehrheit der Verbraucher will bei Milch bleiben – sie wünscht sich aber auch mehr Zukunftsorientierung. Eine neue Art des Storytellings rund um Milch und Milchprodukte muss gelingen.
Zum Abschluss des Forums gab Alexander Anton, Generalsekretär des Europäischen Milchverbandes (EDA), Einblicke in die Agrarpolitik der EU und skizzierte einige Trends, die die Milchbranche in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen werden, wie die Extraktion des wertvollen Proteins Lactoferrin. Abschließend fand Anton lobende Worte für die Vorreiterrolle der österreichischen Milchwirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit.