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Mehr als genug Nahrungsmittel vorhanden

Mit der Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft unter anderem die Beendigung des globalen Hungers vorgenommen. Dennoch ist der Anteil der hungernden Menschen an der Weltbevölkerung in den vergangenen drei Jahren wieder gestiegen. Darauf wies der Bodenexperte Rattan Lal von der Ohio State University anlässlich des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) im Rahmen der Grünen Woche Berlin hin. Während 2019 weltweit 678 Mio. Hungernde geschätzt wurden, stieg diese Zahl im Zuge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs bis 2022 auf rund 1,2 Mrd. Menschen; weitere 2 Mrd. Menschen sind unterernährt.

Dabei werden laut Rattan Lal bereits ausreichend Nahrungsmittel für schätzungsweise 10 Mrd. Menschen produziert – mehr als genug, wenn nicht ein erheblicher Teil durch Verschwendung und falsche Verteilung verloren ginge.

Bis zum Jahr 2030 stehen nur noch acht Ernten aus. Es bleibt also nicht mehr viel Zeit, um das Nachhaltigkeitsziel „kein Hunger“ der Vereinten Nationen (UN) zu erreichen und das Menschenrecht auf angemessene Nahrung zu verwirklichen – insbesondere in den Ländern des globalen Südens. Die Weltgemeinschaft müsse daher dringend tragfähige, innovative und praxistaugliche Lösungen entwickeln und umsetzen, damit das Recht auf angemessene Nahrung für die gesamte Weltbevölkerung bis 2030 verwirklicht werden kann, so der Konsens auf dem GFFA-Podium „Ernährungssysteme in Krisenzeiten – Lösungsansätze für mehr Resilienz“, berichtet Dow Jones News. Zielführend seien nur Lösungen, die Versorgungsicherheit, Klimawandel und Artensterben gleichermaßen beantworten. Die umfassende Transformation der weltweiten Ernährungssysteme sei dafür unverzichtbar.

Lal betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Bodenschutzes. „Boden ist wie ein Bankkonto, man kann nicht mehr herausholen, als man einzahlt“, führte er aus. In den meisten Entwicklungsländern sei das „Boden-Konto“ allerdings negativ. Hier müsse dringend mehr Biomasse in die Böden eingetragen werden, um eine Rekarbonisierung zu erreichen und CO2 zu binden. In diesem Zusammenhang wies der Experte darauf hin, dass Böden dreimal so viel CO2 wie die Atmosphäre binden würden. Zudem müsse Dünger direkt an der Pflanzenwurzel ausgebracht werden, was die Verwendung der Nährstoffe durch die Pflanze auf 80 bis 90% erhöhen soll. Der Experte betonte gleichzeitig auch die Notwendigkeit, die Menge der Nahrungsabfälle um 30 bis 50% zu senken.