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Mäster für AMA-Gütesiegel gesucht

Nach einem eher durchwachsenen Jahr 2016 ist am österreichischen Rindfleischmarkt heuer wieder ein positiver Preistrend festzustellen. Beim Stier ist der Basispreis seit Jahresbeginn um rund zehn Cent je Kilogramm gestiegen (+3%). Davon haben auch die Milchbauern durch höhere Notierungen beim Verkauf von Stierkälbern an die Rindermastbetriebe profitiert. Deutlich stärker war die Preisverbesserung bei Schlachtkühen (+25 Cent/kg oder 13%). Allerdings war bei der Kuh auch der Preisrückgang im Vorjahr am stärksten, ausgelöst durch überdurchschnittlich hohe Schlachtungen wegen des damals schlechten Milchpreises. Recht stabil zeigt sich die Erzeugerpreiskurve bei Kalbinnen. Besonders erfreulich ist die gute Nachfrage nach AMA-Gütesiegelfleisch und anderen Qualitätsprogrammen. Dies zeigt, dass die Konsumenten die heimische Qualität schätzen.

Oberösterreich ist mit 567.000 Rindern auf 13.900 Höfen das rinderstärkste Bundesland (fast 30%). Trotz des fortschreitenden Strukturwandels sind die Betriebe mit 41 Tieren pro Hof im internationalen Vergleich nach wie vor sehr kleinstrukturiert. Der Verkauf von Rindern, sei es als Zucht-, Nutz- oder Schlachtvieh, bringt den oberösterreichischen Betrieben jährlich Roheinnahmen von etwa 250 Mio. Euro und trägt damit erheblich zum Gesamteinkommen bei.

Auf Oberösterreich entfielen 2016 insgesamt 208.000 Rinderschlachtungen, etwa die Hälfte davon waren Stiere, deren Fleisch sich durch Top-Qualität und Zartheit auszeichnet und überwiegend im Inland an den LEH, die Gastronomie und Großküchen verkauft wird. Die zweitgrößte Kategorie waren Kühe (60.000 Tiere), deren Fleisch zum Großteil als Faschiertes und Verarbeitungsprodukte verwendet wird. Von gut ausgemästeten Kühen gehen aber auch Edelteile aus Rücken und Keule in den Export, vorwiegend nach Frankreich. Eine qualitativ herausragende Kategorie stellen die Kalbinnen dar (rund 15% oder 34.000 Stück). Ihr Fleisch eignet sich wegen seiner Zartheit und Marmorierung hervorragend für den Frischkonsum und wird in Markenprogrammen zunehmend stärker nachgefragt. Die Ochsenmast ist eine Nischenproduktion, mit zirka 9.000 Stück machen sie nur 8% der gesamten Schlachtungen aus.

Nach leichten Einbußen 2014 hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch seitdem wieder erholt. Durch den konsequenten Weg der Qualitätserzeugung ist es gelungen, den Inlandskonsum konstant bei 12 kg zu halten – ein Weg, der künftig intensiv weiterverfolgt werden soll. „Für die Rinderhalter müssen dafür die agrarpolitischen Rahmenbedingungen stimmen und sie brauchen das Bekenntnis zur heimischen Produktion“, erklärt Reisecker.

Das bei den heimischen Konsumenten mit Abstand bekannteste Qualitätslabel für Rindfleisch ist das AMA-Gütesiegel. Nachdem nun auch der Rewe-Konzern in den Billa- und Merkur-Filialen mit dem Verkauf von AMA-Gütesiegel-Rindfleisch startet, wird der LEH dieses ab Anfang 2018 nahezu flächendeckend führen. „Die Rinderbauern werden auf diese verstärkte Nachfrage reagieren und das Angebot ausweiten. AMA-Gütesiegel-Rinder dürfen nur von Bauern kommen, die von der AMA-Marketing dafür gelistet sind und einen Erzeugervertrag haben. Damit verpflichten sie sich zur Einhaltung spezieller Produktionsauflagen. Somit wird es notwendig, in den kommenden Monaten noch weitere Mäster für das AMA-Gütesiegel-Rind zu gewinnen“, so Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker.

„Der Markt benötigt zusätzlich 20.000 Stück AMA-Gütesiegel-Jungstiere, davon sollen etwa 10.000 aus Oberösterreich kommen, um den LEH bestmöglich zu versorgen“, konkretisiert Rudolf Rogl, der Geschäftsführer der Österreichischen Rinderbörse. Er verweist auch auf die Vorteile für die bäuerlichen Mäster: „2016 konnte die Rinderbörse je Qualitätsrind im Schnitt rund 150 Euro pro Tier mehr für die Bauern erlösen.“

Bereits seit 13 Jahren erfolgreich ist das M-Rind-Programm, eine Kooperation mit McDonald’s Österreich, bei der sich Bauernhöfe, die bestimmte Auflagen (wie die Mitgliedschaft beim Tiergesundheitsdienst) erfüllen, listen lassen können. In Oberösterreich sind das etwa 2.300 Rinderbetriebe, die durchschnittlich vier bis fünf M-Rinder pro Jahr liefern.

Die Gastronomie hat bislang stark auf Rindfleisch aus anderen EU-Staaten oder Südamerika gesetzt. Für sie wird nun unter den Markennamen „Cult Beef“ und „Premium Rind“ heimische Spitzenqualität erzeugt. Reisecker sieht im gesamten Außer-Haus-Verzehr noch viel Potenzial für heimisches Rindfleisch und fordert hierfür gleichzeitig die verpflichtende Herkunftskennzeichnung.

Über 2.600 Rinderbetriebe in Oberösterreich (19%) wirtschaften biologisch, auch die Nachfrage nach Bio-Rindfleisch steigt. Sein Anteil beträgt aktuell 13% der oberösterreichischen Rindfleischvermarktung. Größeres Wachstumspotenzial zeigte sich in letzter Zeit vor allem auch bei Bio-Ochsen und -Kalbinnen, die von der Rinderbörse im Rahmen von Gemeinschaftsprojekten in Zusammenarbeit mit Bio Austria vermarktet werden.

Seit dem Vorjahr setzt die Rinderbörse ebenso in Abstimmung mit der AMA und dem BMLFUW das Qplus-Rind-Programm für AMA-Gütesiegel- und Bio-Betriebe zur Qualitätsverbesserung in der Rindermast und Mutterkuhhaltung um. Knapp 700 Betriebe aus Oberösterreich haben im Vorjahr daran teilgenommen, heuer werden es in Summe 1.100 sein. Ziel ist die kontinuierliche Qualitätsverbesserung in der Produktion sowie eine höhere Wertschöpfung für die Teilnehmer. Gerade für die kleinstrukturierte Produktion in Österreich ist dies ein wichtiger Beitrag.