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Löst Wasser das Ammoniakproblem?

Zur Erfüllung der NEC-Richtlinie muss Österreich seine Emissionen aus Gülle massiv reduzieren und wohl Prallteller verbieten. Reines Wasser könnte das alles verhindern, meint der Güllefachberater BERNHARD TAFELMEIER-MARIN.

Treffen am Betrieb Franz und Barbara Zöchner in Hainfeld im Bezirk Lilienfeld. Blubbernd mixt das Rührwerk die Gülle im Behälter auf. Die Geruchsbelastung dabei bleibt auch direkt über der Grube überschaubar. „Weil ich die Gülle mit Wasser verflüssigt habe“, ist Milchbauer Zöchner überzeugt. Er senkt seit 2022 die Trockensubstanz um 50 Prozent ab und zeigt mit einem Hydrometer vor, wie er das misst. Den für Rindergülle normalen Trockensubstanzgehalt von TS 10% reduziert er auf TS 5%, bevor er diese auf den umliegenden Wiesen ausbringt. Aus der verdünnten Gülle gast dann viel weniger Ammoniak aus, der wertvolle Dünger bleibt erhalten und Umwelt und Nachbarn werden weniger belastet, ist der Landwirt überzeugt.

Beraten wird die Familie Zöchner von Bernhard Tafelmeier-Marin. „Mit der Gesteuerten Gülleverflüssigung“ könnten wir den Ausstoß von Emissionen um die Hälfte verringern“, beruft sich dieser auf Laboranalysen. Er kämpft dafür, dass die simple Technik als Verfahren der Kategorie 1 zur Reduzierung der Ammoniakausgasung von mehr als 30 Prozent anerkannt wird. Damit wäre es der bodennahen Ausbringung gleichzustellen. Gelingt dies, hätte das für die Landwirtschaft gewaltige Auswirkungen. Denn analog zur Reduktion bei Rindern sei derselbe Effekt auch bei Schweinen mit einer Verringerung von TS 7 % auf TS 3,5 % erreichbar. „Damit könnten bei österreichweit zehn Mio. m³ Rinder- und fünf Mio. m³ Schweinegülle 7 Kilotonnen Ammoniak eingespart werden.“ Man würde so die Reduktionsziele der NEC-Richtlinie leicht erfüllen. Maßnahmen wie ein Verbot von Prallkopfverteilen auf Güllefässern seien obsolet, meint der Berater. Alleine durch die automatisch erfolgte Ergänzung von Prozesswasser, wie zum Beispiel durch das Waschen, werde der TS-Gehalt bereits um rund ein Viertel abgesenkt. Das müsste auch vom Ministerium rechnerisch berücksichtigen werden, wenn man der heimischen Landwirtschaft Reduktionsziele aufbürde. Mit dem gewaltigen Einsparungspotential würde auch für andere Betriebe Potential für eine bedarfsgerechte Düngung frei, so Tafelmeier-Marin weiter.

Politisch wird das Thema vom Unabhängigen Bauernverband, UBV, vorangetrieben. Lautester Fürsprecher ist dabei der Obmann-Stellvertreter für Niederösterreich, Burgenland und Wien, Josef Handl. „Mit ganz geringen Investitionen wäre der Landwirtschaft immens geholfen“, pocht er. So müsste der eine oder andere Landwirt zum Beispiel seine Lagerkapazitäten für die Gülle erweitern. „Da fordern wir, dass dies, genau wie die Anschaffung bodennaher Ausbringungstechniken, mit 40 Prozent gefördert wird.“ Dafür könnte auch auf die kostspielige Abdeckung von Güllegruben verzichtet werden, weil ja viel weniger Ammoniak ausgast. Handl unterstreicht, dass er nicht prinzipiell gegen eine bodennahe Ausbringung ist. „Jeder Betrieb muss für sich entscheiden was besser ist. Ab einer gewissen Größe rechnet sich eher ein Schleppschlauch. Wir wollen aber auch das viel billigere Prallteller für unsere Betriebe in den benachteiligten Gebieten erhalten.“ Handl tourt mit der Idee der Gesteuerten Gülleverflüssigung aktuell durch die Vortragssäle des Mostviertels. Zunächst hat sich die offizielle Agrarvertretung der Idee, die NEC-Problematik mit Wasser zu lösen, noch reserviert gegenüber gezeigt. „Wir haben aber Termine im Landwirtschaftsministerium, beim Land Niederösterreich und bei der Landwirtschaftskammer und appellieren, diesen Ansatz ernst zu nehmen.“