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LK-Vize Grabmayr gegen „Wettlauf der Auflagen“

In den letzten zehn Jahren hat sich im Bereich der Differenzierung von Milchsorten sehr viel getan. In Österreich wird nicht mehr nur zwischen „konventionell“ und „Bio“ unterschieden, sondern es gibt eine Vielzahl verschiedener hochqualitativer Rohstoffsorten mit einer Reihe unterschiedlichster Auflagen in speziellen Wirtschaftsweisen wie Heu-, Bio-Heu- oder Bio-Wiesen-Milch. Bei vielen dieser Spezial-Milch-Projekten ging die Einführung diverser Auflagen mit besseren Erlösen oder Zuschlägen für die Erzeuger einher. Aktuell setzen jedoch weitere Forderungen des Handels nach höheren Produktionsauflagen, die zum Nulltarif realisiert werden sollen, die Milchbauern unter Druck, meint der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Karl Grabmayr.

„Der Qualitätsweg in der Milcherzeugung ist richtig und wichtig. Die verschiedenen Sorten tragen über die Zuschläge dazu bei, Strukturen und Betriebe zu erhalten. Die Differenzierung und das Einhalten von Auflagen und Regeln braucht aber unbedingt eine entsprechende Honorierung über den Produktpreis. Es ist bedenklich, wenn ein aktuell verstärkter Druck am Markt aufgrund höherer Milchmengen dazu verwendet wird, um Weiterentwicklungen zum Nulltarif durchzusetzen.“ Diese Marktsituation dürfe nicht zu einem Wettlauf der Auflagen führen. „Wir sind für eine konsequente qualitative Weiterentwicklung der Milch, aber auch für einen entsprechenden Preis dafür“, so Grabmayr.

Der Ausbau der Eigenmarken des Handels und damit die Austauschbarkeit der Hersteller beziehungsweise die Vorgabe der Auflagen würden die Milcherzeuger und ihre Verarbeiter massiv unter Druck setzen. „Differenzierung und Wettbewerb sind wichtige treibende Kräfte, dabei ist allerdings auch zu berücksichtigen, wer dafür bezahlt oder bezahlt bekommen soll“, so Grabmayr.

Die Landwirte seien gemeinsam mit ihren Verarbeitungsbetrieben bestrebt, den Wünschen der Konsumenten, welche über die Handelsketten entsprechend eingefordert werden, zu entsprechen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. „Wenn also von Verbraucherseite die Nachfrage nach Produkten, die unter bestimmten Auflagen erzeugt werden, besteht und der Handel als Drehschreibe diese verkaufen will, so können die Landwirte gemeinsam mit den Molkereien entsprechende Produkte anbieten – allerdings braucht das auch entsprechende Zuschläge“, so der Vizepräsident. Nicht zielführend seien in diesem Zusammenhang Aussagen und Forderungen von NGOs, die oft auf Basis von Emotionen und nicht von Fakten die Konsumenten verunsichern.

Auflagen, neue Verfahren und speziellen Wirtschaftsweisen würden Veränderungen auf den Erzeugerbetrieben und somit höhere Aufwendungen und in weiterer Folge eine teurere Erzeugung nach sich ziehrn. Da diese Punkte darüber hinaus oftmals zusätzliche Kontrollen erfordern, seien diese Kosten in der Kalkulation ebenfalls zu berücksichtigen. Durch die zunehmende Spezialisierung könne es in weiterer Folge zu Kostensteigerungen im Bereich der Sammlung und Verarbeitung kommen. Zur Aufwandsabgeltung gebe es in Teilbereichen Förderprogramme. Aber diese alleine reichten nicht aus, um den Bauern den Mehraufwand in der Produktion abzugelten.