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Landwirtschaft vom Brexit am stärksten betroffen

Das Handelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU kann im Vergleich zu einem ungeregelten Austritt („No-Deal“-Brexit) mit Ausnahme des Dienstleistungshandels die negativen Handelseffekte des Brexits reduzieren. Dennoch wird im Agrarbereich ein Rückgang der österreichischen Exporte nach Großbritannien um 23% erwartet. Das zeigen die Hauptergebnisse einer heute präsentierten WIFO-Studie, die im Auftrag des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) erstellt wurde. Vom EU-Austritt wird die britische Wirtschaft jedoch stärker als die österreichische betroffen sein.

„Laut unseren Berechnungen werden die Handelseffekte in der Sachgütererzeugung am geringsten und für landwirtschaftliche Produkte am stärksten ausfallen“, so WIFO-Studienleiter Harald Oberhofer. Die österreichischen Agrarexporte in das Vereinigte Königreich dürften um bis zu 23% zurückgehen. Gleichzeitig ist mit einem Einbruch der Agrarimporte aus dem Vereinigten Königreich im Ausmaß von bis zu 46% zu rechnen.

Infolge des neuen Freihandelsabkommens dürfte die österreichische Produktion von Agrargütern für den heimischen Markt ebenfalls um 0,15% zurückgehen, so die Studie. Mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus dem Binnenmarkt verliert die EU einen maßgeblichen Nettoimporteur von landwirtschaftlichen Produkten. Der britische Import von Agrargütern wird aus allen EU-Ländern zurückgehen, und somit verbleiben mehr Produkte innerhalb des Binnenmarktes. Dies wird zu einem verstärkten Wettbewerb führen, durch den die Konsumenten geringfügig profitieren können.

Die WIFO-Studie berücksichtigt erstmalig den Nachfolgehandelsvertrag zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU, auf den sich die Verhandlungspartner am 24. Dezember 2020 geeinigt hatten, und liefert erste Einschätzungen über die möglichen ökonomischen Handels- und Wohlfahrtseffekte des neuen Handelsvertrages.