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Landwirtschaft als Karbonsenke

Der EU-Agrarsektor muss auf die Klimabewegung reagieren und dabei wirtschaftlich bleiben, erklärte der französische Landwirtschaftsminister Guillaume auf dem Informellen EU-Agrarrat in Helsinki. In seiner Rede bezog sich Guillaume auf die schwedische Aktivistin Thunberg. Die EU-Agrarpolitik müsse auf die Jugend hören, führte der französische Minister aus. Die einen demonstrierten für das Klima, die anderen, wie zum Beispiel junge Landwirte, müssten bei aller Anpassung der Produktionsmethoden auch die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe im Auge behalten. Die EU-Agrarpolitik sollte deshalb eine klimafreundliche Produktion vor allem mit Anreizen unterstützen, etwa über zukünftige Ökoregelungen (Eco-Schemes) in der 1. Säule der GAP, regte Guillaume an. Er verwies darauf, dass dies nur mit einem ausreichend ausgestatteten EU-Agrarhaushalt möglich sei.

Die deutsche Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner fordert genau wie Frankreich Eco-Schemes, mit denen die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet werden sollen, eine klimafreundliche Produktion zu fördern. Auf ein geändertes politisches Umfeld machte auch EU-Agrarkommissar Hogan aufmerksam. Diejenigen, die sich vor 20 Jahren gegen Umweltreformen gesperrt hätten, merkten jetzt, dass sie nicht ambitioniert genug waren, erklärte Hogan. Er sei froh darüber, dass sich auf dem informellen Treffen alle EU-Mitgliedstaaten für einen verstärkten Klimaschutz in der Landwirtschaft ausgesprochen haben.

Selbst die Agrarminister von Polen und Ungarn erklärten sich dort mit höheren Anforderungen in der GAP an die Betriebe einverstanden. Allerdings müssten die Landwirte weiterhin ausreichend Einkommen erwirtschaften können, warnte der polnische Landwirtschaftsminister Ardanowski in der Tischrunde in Helsinki. Außerdem dürften nicht billige Lebensmittelimporte aus den Mercosur-Ländern mit niedrigeren Standards die EU-Landwirtschaft unterlaufen.

Die finnische Präsidentschaft hatte den Klimaschutz auf die Tagesordnung des Informellen EU-Agrarrats gesetzt. Insbesondere ging es um die Anreicherung von Kohlenstoff im Boden, durch die die Landwirtschaft zur Karbonsenke wird. Die Minister schauten sich Bodenprofile in einem finnischen Milchviehbetrieb an und informierten sich über Bewirtschaftungsmethoden zur Anreicherung der organischen Substanz. Der Kohlenstoffgehalt nehme in den landwirtschaftlichen Böden in der EU stetig ab, warnte der finnische EU-Ratspräsident Leppä und forderte zum Handeln im Rahmen der GAP-Reform auf. Der Aufbau der organischen Substanz ziehe sich über Jahre hinweg und müsse stärker gefördert werden, erklärte der finnische Minister. Dauergrünland, Bodendecker im Winter und pfluglose Methoden böten sich als Maßnahmen zur Verbesserung des Klimas und der Böden an.