Geflügelwirtschaft verwahrt sich gegen Skandalisierung
In einer ersten Stellungnahme zu den voraussichtlich heute 27. Februar 2023 veröffentlichten Vorwürfen des VGT gegen einen heimischen Schlachtbetrieb forderte die Dachorganisation der österreichischen Geflügelwirtschaft eine „ehrliche Diskussion über die herrschenden Sachzwänge und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in unserer Branche“ statt einer „unproduktiven Entrüstung“ über einseitig dargestellte Probleme.
„Verstöße gegen tierschutzrechtliche Bestimmungen lehnen wir klar ab, so etwas darf es nicht geben und das wird hierzulande auch konsequent verfolgt“, so Michael Wurzer, Geschäftsführer der Geflügelwirtschaft Österreich: „Wir verwehren uns aber gegen eine scheinheilige Debatte. Es kann nicht sein, dass Handel und Konsumenten von der Branche möglichst billige Produkte erwarten und gleichzeitig verleugnen, dass damit in vielen Bereichen entsprechend dimensionierte und optimierte Abläufe unumgänglich werden.“
Seit Dezember letzten Jahres würde der VGT eine „handwerklich durchaus professionelle“ Kampagne gegen die Geflügelbranche führen, die auf einer groß angelegten – und in vielerlei Hinsicht illegalen – Videoüberwachung mehrerer heimischer Betriebe im Herbst 2022 beruht. Wurzer betonte, dass diese Darstellung einseitig sei und die vom VGT verbreiteten Bilder „nicht repräsentativ für die Branche und auch nicht für die betreffenden Betriebe sind“, wie u. a. seither erfolgte unabhängige Kontrollen gezeigt hätten.
„Da werden aus Tausenden Stunden rechtswidrig produzierten Videomaterials die negativsten Szenen herausgepickt, aber das entspricht nicht den generell hohen Standards in unserer Branche“, so der Geschäftsführer der Geflügelwirtschaft Österreich. Aus seiner Sicht sollte anstelle einer „einseitigen Skandalisierung“ viel stärker diskutiert werden, wie die Zukunft der österreichischen Geflügelwirtschaft aussehen soll: „Unsere Gesellschaft muss sich die grundsätzliche Frage stellen, wie sie sich ernähren möchte – was wir essen wollen und was wir bereit und in der Lage sind, dafür auszugeben.“
Wurzer unterstrich die Unterstützung der Geflügelwirtschaft für eine marktangepasste Umsetzung der vom VGT erhobenen Forderung nach einer „Europäischen Masthuhn-Initiative“. Rund 70% der damit verbundenen Standards würden aufgrund der österreichischen Bestimmungen im AMA-Gütesiegel und der hierzulande geltenden EU-weit strengsten Haltungsbestimmungen bereits heute erfüllt, die einzige größere Umstellung sei der geforderte Einsatz langsam wachsender Hühnerrassen . „Wir stehen bereit, das Konzept nach Klärung der Praxistauglichkeit, schnellstmöglich umzusetzen, wenn der Handel hier mitmacht“, so Wurzer abschließend.