Gammelfleisch belastet Mercosur-Verhandlungen
In Argentinien beginnt die zweite Verhandlungsrunde der EU mit den lateinamerikanischen Mercosurländern. Allerdings werden die Handelsgespräche vom Verkauf von Gammelfleisch in Brasilien belastet. So sollen in dem Land Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden und des Landwirtschaftsministeriums bestochen worden sein, wodurch Fleisch, dessen Haltbarkeitsdatum abgelaufen war, in den Verkauf gekommen ist. Firmen hätten abgelaufene Ware mit frischem Fleisch vermengt sowie durch chemische Hilfsstoffe ansehnlich gemacht und wiederverpackt. Auch Schweinsköpfe seien zu Wurst verarbeitet worden. Bisher seien drei Fleischbetriebe geschlossen und andere unter Beobachtung gestellt worden.
Auch wenn die brasilianische Regierung beteuert, es bestünde keine Gefahr für die Verbraucher, ist der Ruf des größten Fleischexporteurs in der Welt belastet. Brasiliens Präsident Michel Temer ist um Schadensbegrenzung bemüht und betonte, dass nur 21 von 4.800 Fleischverarbeitern und 33 von mehr als 11.000 Kontrolleuren betroffen seien. Laut Regierungsvertretern habe keiner der mehr als 150 Abnehmerländer seine Bestellungen bisher storniert. Die EU, China und USA haben allerdings mehr Informationen eingefordert. Immerhin ist Brasilien mit einem jährlichen Ausfuhrvolumen von mehr als 11 Mrd. Euro der größte Rindfleischexporteur der Welt.
Der Skandal kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. In dieser Woche ist die zweite Runde in den Mercosurverhandlungen in Buenos Aires anberaumt. Ausgerechnet die sanitären Regeln für das angestrebte Freihandelsabkommen stehen auf der Tagesordnung. Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay fordern einen besseren Zugang zum europäischen Rindfleisch- und Ethanolmarkt. Der Fleischskandal habe keine Auswirkungen auf die Mercosurverhandlungen, betonte der Sprecher von EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Schließlich ginge es nicht um ein bilaterales Abkommen der EU mit Brasilien, sondern um mehrere lateinamerikanische Länder, erklärte der Sprecher.
Die Südamerikaner erwarten einen Durchbruch in den Verhandlungen noch in diesem Jahr. Die EU bremst dagegen wegen ihres sensiblen Agrarsektors. Die protektionistischen Bestrebungen in den USA könnten den Mercosurverhandlungen dennoch Auftrieb geben. Der Dachverband der EU-Landwirte- und -Genossenschaften, COPA/COGECA, macht wegen des Skandals darauf aufmerksam, dass die EU bei den Importen von Fleisch aus Südamerika strenge Maßstäbe anlegen müsse und den heimischen Sektor nicht benachteiligen dürfe.