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Futterknappheit verringerte Kuhbestände

Die Rinderzucht Austria (ZAR) hat die Ergebnisse der Milchleistungskontrolle 2018 veröffentlicht. Demnach erreichte die österreichweite Leistungs- und Qualitätssicherung im aktuellen Kontrolljahr (Oktober 2017 bis September 2018) einen neuen Rekordwert. In Summe stehen bereits 80,7% aller Milchkühe unter einer lückenlosen monatlichen Überprüfung, das ist ein weiterer Anstieg gegenüber den vergangenen Jahren.

Acht Landeskontrollverbände erheben neun- bis elfmal im Jahr auf 19.704 Betrieben mit 428.307 Kontrollkühen Daten wie Milchmenge, Milchinhaltsstoffe sowie sämtliche Fitness- und Gesundheitsparameter. Die Daten werden in den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und in Teilen Salzburgs bereits über Handhelds vor Ort im Melkstand eingegeben und elektronisch an die ZuchtData EDV-Dienstleistungen GmbH mit Sitz in Wien übermittelt. An der Entwicklung einer Android-Version für die elektronische Eingabe der erhobenen Daten für alle LKVs wird bereits gearbeitet. Unmittelbar nach der Kontrolle erhält der Züchter die Auswertungen seines gesamten Kuhbestandes. Der Landwirt hat so einen Überblick über die wichtigsten Eckdaten seiner Herde und kann etwaige Problemtiere relativ einfach herausfiltern. Stimmt der Landwirt der Datenweitergabe zu, so hat sein betreuender Tierarzt Zugriff auf die Leistungs- und Gesundheitsdaten seiner Herde und weiß im besten Fall schon vor der Ankunft auf dem Betrieb, welche Tiere einer genaueren Beobachtung unterzogen werden müssen.

Der Vergleich zwischen den Bundesländern weist Oberösterreich mit 4.200 Betrieben und 127.000 Kühen (das sind knapp 30% aller heimischen Kühe) als produktionsstärkstes Bundesland aus. Niederösterreich folgt mit 86.000 Kontrollkühen auf 3.300 Höfen. Die meisten Kontrollbetriebe gibt es mit 4.800 in Tirol, dafür weisen diese mit knapp 12 Kühen je Betrieb die mit Abstand kleinsten Strukturen auf. Das Burgenland führt sowohl bei der Betriebsgröße mit 39 Kühen als auch bei der Durchschnittsleistung – hier wurden im Schnitt 8.942 kg je Kuh und Jahr gemolken. Der österreichweite Schnitt liegt bei 7.724 kg Milch bei 4,12% Fett und 3,42% Eiweiß.

Auch der diesjährige Leistungszuwachs fiel im Burgenland mit einem Plus von 482 kg je Kuh und Jahr mit Abstand am höchsten aus. Österreichweit betrug dieser 290 kg, was einen absoluten Rekord in der Geschichte der Milchleistungsprüfung darstellt. Seit 1950 machte der jährliche Leistungszuwachs im Schnitt 70 kg Milch je Kuh und Jahr aus. Die höchsten Fettprozente wurden mit durchschnittlich 4,28% ebenfalls im Burgenland erzielt, während die höchsten Eiweißprozente mit 3,47% in Oberösterreich gemessen wurden. Vorarlberg ist in Relation zum gesamten Milchkuhbestand das kontrollintensivste Bundesland. Hier stehen 92% aller Kühe unter Leistungsprüfung, gefolgt von Tirol mit 91,3% und Niederösterreich mit 83,9%. Im Milchleistungsvergleich liegen die Rassen Holstein mit 8.945 kg, das Fleckvieh mit 7.661 kg sowie das Braunvieh mit 7.461 kg über dem bundesweiten Durchschnitt.

In diesem Jahr spielten neben der Weiterentwicklung der Genetik auch einige Umweltfaktoren eine wesentliche Rolle. Aufgrund des trockenen Sommers im aktuellen Jahr mussten viele Bauern ihren Viehbestand reduzieren. Der gesamte Kontrollkuhbestand reduzierte sich um 4.300 Kühe. Die aktuelle Auswertung des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus per 1. September 2018 weist ebenfalls einen starken Rückgang der Milchkuhbestände aus. Die Anzahl der Tiere ging allein in den Sommermonaten um 7.165 Stück und damit fast dreimal so stark wie im Mittel der letzten fünf Jahre (-2.573 Stück) zurück. Genetisch schwächere Tiere wurden verkauft, die leistungsstärkeren verblieben im Bestand. In der Folge erhöhten sich die durchschnittlichen Leistungen der verbliebenen Kühe. Die ZAR erwartet, dass sich auch in den kommenden Monaten die Bestände aufgrund der regional unterschiedlichen drastischen Futtersituationen weiter verringern und dadurch die durchschnittlichen Einzeltierleistungen noch weiter erhöhen werden.

Ein weiterer Effekt der Leistungssteigerung war ein in den Grünlandgebieten durchwegs ertragreiches Vegetationsjahr 2017 als Basis für sehr gute Grundfutterqualitäten. Das bestätigt auch Reinhard Resch von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein: „In den Grassilagen des ersten und vierten Aufwuchses von 2017 wurden um einiges höhere durchschnittliche Zuckergehalte gemessen, was sich als zusätzlicher Energieschub für die Kühe und in weiterer Folge auf deren Leistung auswirkte. Die Grundfutterqualitäten der analysierten Proben waren hervorragend. Noch nie konnten derart niedrige Buttersäurewerte gemessen werden. Die Silagen waren weniger verschmutzt und deutlich besser in der Gärqualität. Derart gute Qualitäten erhöhen zusätzlich die Futteraufnahme der Kühe“, so Resch.

Neben der Professionalisierung der Landwirte bei der Futtereinbringung leistete auch die Witterung im Vegetationsjahr 2017 dazu einen wichtigen Beitrag. In den Grünlandgebieten gab es im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt um ein Drittel mehr Niederschlag, dennoch zählte dieser Sommer zu den sonnigsten überhaupt. Mit September 2017 setzte bereits die deutliche Steigerung der durchschnittlichen Milchleistung ein, die sich auch im Jahr 2018 fortsetzte