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Europäischer Hunger macht Erdäpfel für Ägypter unleistbar

Erstmals konnte heuer der Lebensmitteleinzelhandel nicht durchgehend mit österreichischen Erdäpfeln beliefert werden, nachdem Trockenheit, Schädlinge und hohe Aussortierungen die Ernte 2018 maßgeblich dezimiert hatten. Seit Anfang Mai konnten Kunden daher nur mehr Importware kaufen. Nun ist die neue Kartoffelernte angelaufen – trotz sehr früher Pflanzung immer noch später als in den Vorjahren. Die Heurigen werden nun etwa im klimatisch bevorzugten Eferdinger Becken geerntet.

Trotz der knappen Versorgung sei der Preis zum Saisonstart für die heimischen Erdäpfelbauern nicht befriedigend, da der LEH ausländische Ware deutlich teurer einkaufe als heimische, so der Obmann der Erzeugergemeinschaft Eferdinger Landl-Erdäpfel, Manfred Schauer. Ausländische Heurige – aus Ägypten und Israel – seien in den letzten Wochen im österreichischen Handel sehr nachgefragt gewesen und zu Höchstpreisen verkauft worden. „Wir würden uns wünschen, dass wir mit unseren Heurigen gleiche Preise erzielen“, meint Ewald Mayr, der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Eferdinger Landl. Der jüngst präsentierte Erdäpfelcheck der LK Niederösterreich habe gezeigt, „dass speziell bei Erdäpfeln aus den genannten beiden Staaten Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die hierzulande seit Jahrzehnten verboten sind. Wir fordern daher für Importware gleiche Produktionsauflagen wie in Europa.“ Neben den langen Transportwegen spreche auch der soziale Aspekt gegen diese Einfuhren: In Ägypten etwa treibe die Erdäpfelerzeugung für Europa die Lebensmittelpreise derart in die Höhe, dass sich die Bürger selbst diese Lebensmittel nicht leisten könnten. Zudem würden die Feldarbeiter für einen Tageslohn, der bei uns pro halbe Stunde bezahlt werde, arbeiten, so Mayr.

Sorgen bereitet den Bauern auch der Klimawandel. Seit Jahren breitet sich das trockene pannonische Klima Ostösterreichs Richtung oberösterreichischem Zentralraum aus. Und auch die hohen Temperaturen setzen den Erdäpfeln zu. „Ab 30 °C hört der Erdapfel auf zu wachsen. Bei zahlreichen Hitzetagen sinkt der Ertrag trotz Gewitterregen oder Bewässerung“, weist Manfred Schauer auf die Auswirkungen des Klimawandels hin. Die Bauern müssten bei der Sortenwahl auf trockenheitstolerante Knollen zurückgreifen. Jedoch sei mittlerweile die Bewässerung der Flächen eine Überlebensversicherung. „Nach 2013, 2015, 2017 und 2018 startete auch 2019 viel zu trocken. Es ist immer mehr zu erkennen, dass sich der Erdäpfelanbau in jene Regionen verlagert, in denen die Flächen bewässert werden können. Ohne Bewässerung geht ein Drittel des Ertrages verloren. Das Ertragsminus betrug im Vorjahr bei Betrieben, die bewässern konnten, 15% im Vergleich zu Durchschnittsjahren, an den Randlagen des Eferdinger Beckens waren es 40%“, so Schauer.

Laut aktueller Flächenstatistik erzeugen bundesweit 15.000 Landwirte auf 24.000 ha Erdäpfel, 1970 waren es noch 110.000 ha. Beim Speiseerdäpfelanbau gibt es heuer einen Rückgang um 3%, der durch die Flächenerweiterung für Industrieerdäpfel ausgeglichen wird. Ursache dafür ist laut dem Vizepräsidenten der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Karl Grabmayr, dass die Industrie seit 2017 vor der Herausforderung steht, ausreichend Rohstoffe zu bekommen und daher intensiv Betriebe für die Erdäpfelproduktion gesucht hat. „Sehr viele Bauern gehen auch deshalb diesen Weg, weil die Qualitätsanforderungen der Industrie wesentlich geringer sind als die des Handels“, so Grabmayr.